Mennoniten

1. Zum Begriff „Mennoniten“

Die Bezeichnung „Mennoniten“ hat sich für jene →Freikirche durchgesetzt, die ihren Ursprung im frühen Täufertum des 16. Jahrhunderts hat (→Täufer). Ihre Gemeinden haben sich zwar nicht wie Lutheraner, Reformierte, Methodisten und Baptisten zu einem konfessionellen Weltbund zusammengeschlossen, sie treffen sich aber seit 1925 in Abständen zu →Mennonitischen Weltkonferenzen, um das Gemeinschaftsgefühl untereinander zu fördern, Erfahrungen in Diakonie, Mission und Evangelisation auszutauschen, sich theologisch gemeinsam zu beraten und ihr besonderes Zeugnis vor aller Welt abzulegen. Es sind aber bei weitem nicht alle Mennonitengemeinden weltweit, die sich der Mennonitischen Weltkonferenz angeschlossen haben. Im ökumenischen Gespräch haben sie sich als Angehörige der so genannten Historischen Friedenskirchen zu Wort gemeldet, und in politischen Krisengebieten leisten sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs karitative Versöhnungsarbeit. Das christliche Friedenszeugnis (→Friedenstheologie), das diakonische Engagement (→Diakonie) und der missionarische Auftrag (→Mission) sind heute das besondere Kennzeichen der Mennonitengemeinden weltweit.

Zunächst wurden „Mennoniten“ nur die Täufer genannt, die der Priester Menno →Simons nach seinem Austritt aus der katholischen Kirche in den Niederlanden und bald auch in deutschen Territorien am Niederrhein, in Ostfriesland und an der der Ostseeküste sammelte und zu Gemeinden zusammenführte. Erstmals erwähnt wurden „Meniten“ 1544 in den Vorarbeiten zur Polizeiordnung der Gräfin Anna von Ostfriesland und 1545 in der Polizeiordnung selbst (Heinold Fast, Wie sind die oberdeutschen Täufer „Mennoniten“ geworden, 81). In den Niederlanden existierten seit dem reformatorischen Aufbruch des 16. Jahrhunderts, vor und nach der Täuferherrschaft von Münster 1534/35, ganz unterschiedliche Strömungen unter den Täufern: Nachfolger des David →Joris, die Obbeniten, die Gefährten des Obbe →Philips, die Anhänger der Ältesten Menno Simons, Dirk →Philips und Leenart Bouwens, versprengte Täufer aus Münster, brandschatzende Apokalyptiker unter Jan van Batenburg, und je weiter die Zeit voranschritt, Taufgesinnte in den Waterlanden, die alten und die jungen Flamen, die alten und die jungen Friesen, die Hochdeutschen und in Ostfriesland die Ukowallisten, eine besondere Variante der alten Flamen. Diese Gruppen waren so verschieden, dass sie sich unter keinem gemeinsamen Namen zusammenfinden konnten. Andererseits begann sich die Bezeichnung „Mennoniten“ seit der Mitte des 17. Jahrhunderts vor allem in Norddeutschland durchzusetzen, zunehmend auch unter Täufern schweizerischen und oberdeutschen Ursprungs in der Pfalz, in Baden, Württemberg und Bayern, im Elsass und in neuster Zeit auch in der Schweiz und überall in Frankreich und Belgien (Heinold Fast, Wie sind die oberdeutschen Täufer „Mennoniten“ geworden, 80–103). Ausnahmen blieben unter den fortbestehenden Täufergemeinden die Hutterischen Brüder (→Hutterische Bruderhöfe) und die Taufgesinnten in den Niederlanden. Neuerdings haben auch einige Missionsgemeinden davon Abstand genommen, sich in ihrer Selbstbezeichnung auf Menno Simons zu berufen, nicht um das mennonitische Erbe abzulegen, sondern um den allein an Christus gebundenen Charakter ihrer Gemeinden zu unterstreichen (Mennonite World Handbook 1990, 325). Die Tendenz, den Namen der Mennoniten auf möglichst viele Gruppen der Täufer und ihre Nachfahren auszudehnen, bedeutet jedoch nicht, dass sich am Ende nur die auf Menno Simons ausgerichteten Täufer mit ihrer Frömmigkeit und ihrem Gemeindeverständnis durchgesetzt hätten. Diese Bezeichnung steht vielmehr für eine Tendenz der täuferischen Gemeinden, sich zu einer Konfessionskirche neben den großen Konfessionskirchen der Reformation zu entwickeln (→Konfessionalisierung).

2. Von den Täufern zu den Mennoniten – die neuere Forschungslage

Die Forschung hat sich im vergangenen Jahrhundert besonders auf den reformatorischen Aufbruch konzentriert (→Täuferforschung). Erst in neuerer Zeit wurden die Wege der Täufer in die Neuzeit verfolgt: das Basler Täufertum (Hanspeter Jecker), das Berner Täufertum (Mark Furner), die Taufgesinnten in den Niederlanden (Samme Zijlstra), die Mennoniten in Hamburg und Altona (Michael Driedger) sowie in Friedrichstadt an der Eider (Sem Sutter), im Zusammenhang mit der These von der Protoindustrialisierung wurde das Seidengewerbe der Krefelder Mennoniten untersucht (Peter Kriedte) und unter dem Gesichtspunkt frühneuzeitlicher Politik die Stellung der Mennoniten zum Staat (Astrid v. Schlachta und James Urry). In Sammelbänden wurden die Mennoniten in Krefeld (Walter Froese) und die →Amischen behandelt (Lydie Hege und Christoph Wiebe). Diese Untersuchungen sind Antworten auf die Frage, ob das Täufertum in der Lage war, sich den aggressiven Nonkonformismus des Anfangs zu bewahren, oder ob es sich nur um den Preis erhielt, dass es seinen radikalen, zuweilen auch revolutionären Charakter religiöser Bewegung den obrigkeitlichen Erwartungen an bürgerliches Wohlverhalten opferte und von der Idee einer täuferischen Alternative zu den katholischen, lutherischen und reformierten Kirchen abfiel. Nonkonformität blieb das Merkmal zahlreicher täuferischer Gemeinden im 17. und 18. Jahrhundert. Wohl aber ist zu überlegen, ob der Begriff der „conforming nonconformity“ (Michael Driedger, Conflict and Adaption, 63) die Situation nicht genauer trifft, in der sich die Täufer nach dem Zeitalter der Reformation befanden. Konformität wurde im Zeitalter so genannter Sozialdisziplinierung von den täuferischen bzw. mennonitischen Gemeinden nicht unter wachsendem obrigkeitlichem Druck erzwungen, sondern im Sinne einer zuvorkommenden Selbstdisziplinierung dieser Gemeinden zustande gebracht. Der nonkonformistische Aspekt hingegen bezog sich nicht auf das Verhältnis zur weltlichen Obrigkeit, sondern auf die religiösen Ansprüche der landeskirchlichen Geistlichkeit. Diesen Ansprüchen konnten sich die Mennoniten durch den Schutz entziehen, den obrigkeitliche Privilegien ihnen zusicherten. In den Basler und Berner Herrschaftsgebieten war die Tendenz zur „conformity“ um 1700 nicht voll ausgebildet, so dass die Nonkonformität stark blieb, während die Konformität im Norden Deutschlands zu einem hervorstechenden Merkmal geworden war – innerhalb der paradoxen Formel von der „konformen Nonkonformität“ („conforming nonconformity“). Diese Formel erlaubt es, je nach historischem Befund einmal diesen und ein anderes Mal jenen Akzent schärfer herauszuarbeiten. Insgesamt aber gelingt es mit der Formel von der „conforming nonconformity“, den Weg der Mennonitengemeinden in die Neuzeit auf den Begriff zu bringen.

3. Zwei Traditionslinien

Trotz der sich allmählich verallgemeinernden Selbstbezeichnung als Mennoniten sind in den Gemeinden, die sich auf das Täufertum des 16. Jahrhunderts berufen, zwei Traditionslinien wirksam: die Linie, die mit dem schweizerischen Aufbruch der Täufer um 1523 bzw. 1525 begann, und die Linie, die in den Niederlanden mit den Täufern einsetzte und von Menno Simons betreut wurde.

(1) Die Schweizer Täufer haben im 17. und 18. Jahrhundert in den Herrschaftsgebieten Zürichs, Berns und Basels unter ähnlichen Bedingungen obrigkeitlicher Sozialdisziplinierung und Verfolgungsmaßnahmen gelebt. Aus den Städten waren sie gegen Ende des Reformationsjahrhunderts verdrängt worden. Sie konnten auf die Landschaft ausweichen, dort ihre Gemeinden festigen und überleben. Da sie sich weitgehend aus der bäuerlichen Bevölkerung rekrutierten, gelang es ihnen, ihren Protest gegen die obrigkeitliche Kirchenpolitik im allgemeinen Protestverhalten der Bevölkerung zu verbergen, vor allem in den politischen und sozialen Unruhen, die zu einem erneuten Aufbegehren der Bauern in der Mitte des 17. Jahrhunderts führten. Sie konnten mit der Solidarität der Nachbarn rechnen, die sie vor den obrigkeitlichen „Täuferjägern“ warnten und ihnen Schutz gewährten, wenn sie untertauchen mussten. Das Mandat gegen die Täufer von 1585, das von Zürich und Bern erlassen wurde, sah eine differenzierte Bestrafungspraxis vor und bedrohte sie im äußersten Fall mit Landesverweis und Todesstrafe. Hans Landis war der letzte dieser Schweizer Täufer. Er wurde 1614 in Zürich hingerichtet. Doch die Verfolgungen hörten damit nicht auf. Der Berner Rat beschloss 1671 die Galeerenstrafe auf venezianischen und französischen Schiffen und richtete 1699 eine „Täuferkammer“ ein, die sich um die Konfiskation der Güter kümmerte, die von den ausgewiesenen oder geflohenen Täufern zurückgelassen worden waren. Auf der Zürcher Landschaft verloren sich die Spuren der Täufer nach 1650 allmählich, im Baselbiet nach 1700, nur auf der Berner Landschaft, im Emmental und im Berner Oberland, konnten ihre Gemeinden überleben, ebenso im Berner Jura, das dem toleranteren Fürstbischof von Basel unterstand.

Die täuferische Minderheit auf dem Lande war keine homogene Gemeinschaft. Unter ihnen waren Anpassungswillige, gemäßigte Nonkonformisten und Vertreter eines aggressiven separatistischen Protestverhaltens. Das gilt besonders für das Baselbiet (Hanspeter Jecker, Ketzer, Rebellen, Heilige, 1998), grundsätzlich auch für Zürich und Bern, wo die rigidere Täuferpolitik der Obrigkeiten in diesen Territorien, besonders auf der Berner Landschaft, die nonkonformistischen Gemeinden enger zusammenschweißte. Sie haben sich nicht gleich konfessionell verhärtet, sondern nach flexiblen Ausdrucksformen freikirchlicher Identität gesucht. Hier und da regte sich noch die ursprüngliche täuferische Vitalität: eine Frömmigkeitspraxis unter den Bedingungen von Nachstellung, Verfolgung und Martyrium. Insgesamt aber gilt doch: „Compromise, survival, and pragmatism rather than martyrdom and eschatological idealism became the norm“ (Mark Furner, The Repression and Survival of Anabaptism in the Emmental, 428 f.).

Zahlreiche Täufer wanderten nach dem Westfälischen Frieden und während einer großen Verfolgungswelle auf der Berner Landschaft um 1671 in die Pfalz und ins Elsass aus. Gleichzeitig begannen sich Glaubensgenossen in den Niederlanden um die Verfolgten zu kümmern. Den Niederländern war es schon 1660 gelungen, ihre Regierung zu veranlassen, sich in Zürich und Bern offiziell für die Verfolgten einzusetzen. Niederländische Mennoniten hatten Berner Täufern bereits vor der großen Verfolgung den Weg ins tolerantere Elsass geebnet. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam es in diesen Gemeinden zu Spannungen. Die einen hatten sich mit ihrer gesellschaftlichen Umgebung arrangiert und einen gewissen Wohlstand erreicht, sich kulturell geöffnet und auch gute Beziehungen zur reformierten Kirche aufgenommen, während die anderen jeden Kompromiss mit der „Welt“ ablehnten. Sie setzten sich für eine rigorosere Meidungs- und Bannpraxis ein, regelten den Abendmahlsgottesdienst auf gesetzlich-biblizistische Weise (Fußwaschung) und entschieden sich für eine schlichte Kleiderordnung. Die Knöpfe wurden durch Ösen ersetzt, die Frauen verzichteten auf jeglichen Schmuck und trugen Häubchen. Das sind heute noch Erkennungszeichen der Amischen in Nordamerika. Diese konservativen Neuerungen führten 1693 zur Abspaltung der Amischen, nach Jakob →Ammann genannten Gemeinden, von den übrigen Gemeinden und konnten sich bald als eine bedeutende Täufergemeinschaft im Elsass einrichten. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wanderten viele Amische, wie andere Täufer aus dem Bernbiet, dem Berner Jura und der Pfalz, nach Nordamerika (zunächst nach Pennsylvanien) aus. Dort haben sie sich nach inneren Auseinandersetzungen zu einer schnell wachsenden „Amish Society“ (John A. Hostetler, Amish Society, Baltimore 1980) entwickelt (→Amische), zu einer religiösen Lebensgemeinschaft, in der die Zeit still zu stehen scheint. Vielen erscheint diese Gemeinschaft als realisierte, von der christlichen Urgemeinde inspirierte Utopie inmitten der modernen Gesellschaft, anderen als folkloristisches Überbleibsel oder Ereignis.

Bessere Zeiten zogen für die Schweizer Täufer mit der Auflösung der Täuferkammer 1743 herauf. Doch das Recht auf freie Religionsausübung wurde ihnen trotz der Helvetischen Verfassung, die 1799 im Zuge der Französischen Revolution erlassen wurde, nicht gewährt. Wohl konnten sie der Berner Regierung die Gewährung der Wehrfreiheit abtrotzen, aber erst das Kirchengesetz der Bundesverfassung von 1874 brachte ihnen die Religionsfreiheit, mit der Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht allerdings auch eine Einschränkung der Wehrfreiheit. Sie konnten diese Pflicht mit dem Sanitätsdienst ableisten. Totalverweigerung wurde mit Gefängnisstrafe geahndet. Immer noch ist den schweizerischen Täufergemeinden in Frömmigkeit und Lebensführung anzusehen, dass sie leidvolle Jahrhunderte durchlebt haben. Das erklärt ihren Glaubensernst und den gemeindlichen Zusammenhalt, aber auch eine gelegentliche Erschlaffung bzw. Erstarrung des Gemeindelebens (Samuel Geiser, Die Taufgesinnten Gemeinden, 484). Ein bedeutender Teil ihres Erbes hat Eingang in die nordamerikanischen Mennonitengemeinden gefunden und dort die Tradition der Historischen Friedenskirchen, gemeinsam mit den →Quäkern und der Kirche der Brüder begründet. In der Frage des Pazifismus waren die Impulse der schweizerischen Taufgesinnten stärker als diejenigen des niederländischen bzw. russländischen Mennonitentums. Starke Impulse der schweizerischen Tradition gingen auch in die diakonische Arbeit ein, die Notleidenden in politischen Krisengebieten als Angebot der Versöhnung „im Namen Jesu Christi“ weltweit zugutekommt (→Mennonite Central Committee).

(2) Die Mennonitengemeinden im Norden begannen sich nach dem Toleranzedikt der Utrechter Union von 1579 an zahlreichen niederländischen Orten und mit nachlassender Verfolgung auch in Ostfriesland, am Niederrhein, in Altona, Glückstadt, Friedrichstadt, vorher schon in Elbing, Danzig, und in ländlichen Gegenden der Weichselniederung zu Gemeinden mit fester Ordnung und eigenen Versammlungshäusern zu entwickeln. Aus den nonkonformistischen Bewegungen der Anfangszeit wurden obrigkeitlich privilegierte Gemeinden, die neben dem konfessionellen Kirchenregiment in Städten und Territorien bestehen durften. So rief der polnische König Wladislaus IV. mennonitische Glaubensflüchtlinge an die Weichsel, um die Sumpfgebiete der Niederung urbar machen zu lassen (Karl-Heinz Ludwig, Zur Besiedlung des Weichseldeltas, 1960), und Graf Ernst von Schauenburg zog Mennoniten aus den Niederlanden nach Altona, um einen Hafen zu bauen, der die Konkurrenz mit dem Hamburger Hafen aufnehmen sollte. Glaubensflüchtlinge waren auch an der Gründung von Glückstadt an der Elbe und Friedrichstadt an der Eider beteiligt. Es entstanden Reedereien, Handelshäuser und Gewerbebetriebe. Die Mennoniten zählten bald zu den Pionieren im Handel, in der Schifffahrt (in Altona, bald auch in Hamburg), in der Seidenfabrikation in Krefeld (Peter Kriedte, Taufgesinnte und großes Kapital, 2007), in der Baukunst (Danzig) und in der Landwirtschaft (vor allem in Westpreußen und in der Pfalz).

Das 16. Jahrhundert stand im Zeichen eines aggressiven Nonkonformismus, der nicht nur die religiöse, sondern auch die gesellschaftliche Existenz der Täufer von Grund auf bestimmte – bis zur Konsequenz des →Martyriums. Das 17. Jahrhundert dagegen stand im Zeichen gesellschaftlicher →Akkulturation bzw. Anpassung an die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten der Zeit. Die Mennoniten gerieten in den Sog merkantilistischer Territorialpolitik bzw. bürgerlich- kapitalistischer Gesellschaftsentwicklung (→Wirtschaft, →Kapitalismus). In den Niederlanden wurden die weniger konservativen Teile der Taufgesinnten in die entstehende Aufklärungsbewegung hineingezogen und beteiligten sich an den gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen auf aktive Weise (→Aufklärung). Dieses niederländische und niederdeutsche Mennonitentum sah sich vor das Problem gestellt, die Spannung zwischen dem neuen Konformitätsdruck, dem alle Untertanen ausgesetzt waren, und dem ursprünglichen, biblisch begründeten Separatismus auszuhalten. Ihre Gemeinden fanden sich in einer Krise wieder, die ihren inneren Zusammenhalt und äußeren Bestand bedrohte. Darauf haben sie unterschiedlich reagiert. Aufgeschlossener die Waterländer, zurückhaltender die Friesen und Flamen. Einerseits verhärteten sich die anfänglichen Spaltungen, andererseits setzte bald auch der gegenläufige Prozess ein, mit Hilfe von →Bekenntnissen den gänzlichen Zerfall der täuferisch-mennonitischen Gemeinschaft aufzuhalten und auf einen Zustand des Friedens und der Einheit unter den verschiedenen Gemeinden hinzuwirken (Hans-Jürgen Goertz, Zwischen Zwietracht und Eintracht, in: Ders., Das schwierige Erbe der Mennoniten, 93–120). Das bekannteste und wohl auch wirkungsvollste Bekenntnis kam 1632 in Dordrecht zustande, das vor allem die alten und die jungen Flamen miteinander versöhnte, aber im weiteren Verlauf der Geschichte zur Grundlage der meisten Mennonitengemeinden in Europa und Nordamerika wurde (Howard J. Loewen, One Lord, One Church, One Hope, 1985).

Der Prozess der Bekenntnisbildung führte jedoch nicht zu einem durchgreifenden Erfolg. Die Kluft zwischen „Modernen“ und „Konservativen“ war zu groß, als dass sie leicht zu überbrücken gewesen wäre. Auf der einen Seite formierten sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts die aufgeschlosseneren Gemeinden, die sich rationalistischen („freisinnigen“) Anschauungen öffneten (Frühaufklärung, Rationalismus), und auf der anderen Seite die konservativeren, die auf die Autorität des Bekenntnisses und ein exklusives Gemeindeverständnis setzten. So kam es schließlich zu Auseinandersetzungen zwischen den sogenannten Lammisten und den Zonisten, im Sinne eines regelrechten „Lämmerkriegs“. Genannt wurden die Parteien nach den Schildern ihrer Versammlungshäuser in Amsterdam: beim „Lamm“ und zur „Sonne“ (Samme Zijlstra, Om de ware gemeente, 417–429). Dieser „Lämmerkrieg“ hat auch auf Deutschland übergegriffen und die weitere Entwicklung der Gemeinden bestimmt: in den städtischen Gemeinden von Krefeld, Emden, Leer setzte sich allmählich auf mehr oder weniger gemäßigte Weise die Vermittlung täuferischer Religiosität mit dem Geist der Zeit durch, bei Lammisten und Zonisten gleichermaßen, während die ländlichen Gemeinden in konservativer Abgeschiedenheit verharrten. In den Niederlanden kam es erst 1811 zu einem Zusammenschluss dieser rivalisierenden Gruppen mit der Gründung der →Algemeene Doopsgezinde Societeit, nachdem die Zahl der Mennoniten im 18. Jahrhundert drastisch zurück gegangen war. In Deutschland entschärften sich die Konturen früherer Auseinandersetzungen im Laufe des 19. Jahrhunderts, so dass ein Gesprächsklima entstand, in dem über mögliche Zusammenschlüsse der Gemeinden im Süden und im Norden nachgedacht werden konnte.

4. Auswanderungen und neue Ausbreitungsgebiete

Veränderungen stellten sich in Deutschland ein, als die Abwanderung nach Nordamerika einerseits und nach Russland andererseits einsetzte. Zunächst fanden einige Quäker und Mennoniten aus →Krefeld den Weg in die „neue Welt“ und ließen sich 1683 in Germantown (Pennsylvania) nieder. Sie zählten zu den ersten, die sich dort gegen die Sklaverei aussprachen. Später stießen auch Täufer aus der Pfalz und der Schweiz, vor allem aus dem Berner Jura, hinzu. Mennoniten aus Danzig und den Weichselwerdern, die seit 1772 unter preußischer Herrschaft standen, wanderten seit 1788 in mehreren Wellen nach Russland weiter, wo sie vor allem in der Ukraine unter dem Schutz Katharina d. Gr. siedelten, 1851 und 1853 zogen andere an die Wolga und bauten auch dort wie in der Ukraine blühende Gemeinwesen auf, Kommunen, in denen sich die religiösen und staatlich-gesellschaftlichen Belange miteinander mischten – ein „mennonitisches Cmomonwealth“ (James Urry, None But Saints, 1989), ganz anders, als die Brüder von Schleitheim sich das einst vorgestellt hatten, aber den Erwartungen, die Menno Simons an eine christliche Obrigkeit knüpfte, nicht ganz fremd.

Der Grund für die Auswanderung war die Sorge, das Privileg der Wehrfreiheit könne eingeschränkt oder aufgehoben werden. So hat Friedrich Wilhelm II. von Preußen es den Mennoniten mit einem Erlass von 1789 außerordentlich erschwert, neues Land zu erwerben. Die Rekrutierung der Soldaten nämlich war an den Grundbesitz gebunden. Wenn Mennoniten, die vom Wehrdienst befreit waren, weiterhin hätten unbeschränkt Grundbesitz erwerben können, wäre das Rekrutierungskontingent geschmälert worden. Aus diesem Grunde waren zahlreiche Mennoniten gezwungen, sich eine Lebensgrundlage woanders zu schaffen, vor allem die nachgeborenen Söhne, die von besitzenden Landwirten zu landlosen Lohnarbeitern hätten absacken müssen. Die Mennoniten mussten Kontributionszahlungen leisten bzw. Ersatzmänner für den Wehrdienst stellen. Für viele war das ein halbherziger Pazifismus, der sie ebenfalls zur Auswanderung zwang. Im Norddeutschen Bund wurde die Wehrfreiheit 1867 aufgehoben, was zu erneuten Auswanderungen aus Preußen führte: vor allem nach Nebraska und Kansas.

Erste Auswanderungen der Mennoniten von Russland nach Nordamerika setzten 1874 ein (einige Gruppen wanderten um 1880 auch nach Mittelasien aus). Auswanderungen nach der Oktoberrevolution (vor allem zwischen 1923 und 1928) und später während des Zweiten Weltkriegs (1943) folgten. Schließlich flüchteten nach dem Zweiten Weltkrieg auch zahlreiche Mennoniten aus den deutschen Ostgebieten in den Westen Deutschlands (in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kam es zur Übersiedlung zahlreicher Mennoniten aus der Sowjetunion in die Bundesrepublik Deutschland) und nach Südamerika (vor allem in den Chaco Paraguays, nach Uruguay und Brasilien), wenigen gelang es, in Nordamerika Fuß zu fassen. Mit diesen Wanderungen und den neuen Ausbreitungsgebieten verschob sich das Zentrum des Mennonitentums von Europa nach Amerika.

In den Vereinigten Staaten von Amerika und in Kanada gibt es vor allem vier größere Gruppierungen: die konservative Old Mennonite Church (daneben die noch konservativeren Old Order Mennonites und die verschiedenen Gruppen der Amischen), die liberalere General Conference Mennonite Church, die Mennonite Brethren, die sich in Russland 1860 nach Erweckungsbewegungen von den „kirchlichen“ Mennoniten getrennt hatten, und die Bruderhöfe der Hutterer. Die Gemeinden der Old Mennonite Church und der General Mennonite Conference haben sich 1995 zur Mennonite Church USA zusammengeschlossen. Daneben gibt es noch eine Vielzahl kleinerer Konferenzen, die auf frühere Abspaltungen Zeiten zurückgehen: z. B. →Old Colony Mennonites, die aus Russland (Chortitza, Ukraine) kamen und in Manitoba, dann in Saskatchewan siedelten und teilweise nach Mexiko, British Honduras (Belize) und Bolivien weiterzogen, die Bergthal und Sommerfeld Mennonites sowie die Holdeman-Gemeinde (Church of God in Christ). Beide Traditionslinien, die schweizerische und die niederdeutsche, sind in Nordamerika wirksam und beginnen sich immer mehr miteinander zu verbinden (Theron Schlabach (Hg.), The Mennonite Experience in America, 4 Bde., 1985–1996).

Neben den Gemeinden in den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Belgien, Russland, Nord- und Südamerika, gibt es inzwischen zahlreiche Gemeinden in Asien und im pazifischen Raum (Java, Borneo, Sumatra, Indien, Japan, Taiwan) sowie Afrika (Kenia, Äthiopien, Tansania, Kongo, Simbabwe, Tschad etc.). Die asiatischen und afrikanischen Gemeinden sind aus der Missionsarbeit verschiedener mennonitischer Konferenzen hervorgegangen und schnell zu eigenständigen Kirchen herangewachsen. In Afrika gibt es heute die meisten Mennoniten und in Europa die wenigsten.

Die Mennoniten in Deutschland schlossen sich im 19. Jahrhundert zu drei unterschiedlichen Gemeindeverbänden zusammen: 1875 zum →Verband badisch-württembergisch-bayerischer Mennonitengemeinden, 1886 zur Vereinigung der Mennonitengemeinden im Deutschen Reich (später: →Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden) und 1887 die Gemeinden links und rechts des Rheins zur Süddeutschen Konferenz der Mennoniten. Zur Vereinigung zählten vor allem die Mennonitengemeinden norddeutscher Städte und die Gemeinden in Danzig und Westpreußen, ebenso am Niederrhein, auch Gemeinden in der Pfalz. Zum Verband zählten die süddeutschen Mennonitengemeinden mit eher erwecklich-evangelikaler Ausrichtung. 1990 haben sich diese drei Gemeindekonferenzen zur →Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG) als Körperschaft des öffentlichen Rechts zusammengeschlossen, bestehen aber als regionale Konferenzen noch fort. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die meisten Mennoniten aus den westpreußischen Gemeinden den im Westen bestehenden Gemeinden angeschlossen oder eigene Gemeinden, wie in Bechterdissen, Backnang, Bergisches Land, Kiel oder Lübeck gegründet. Eine kleine Gemeinde bildete sich in der →Deutschen Demokratischen Republik, sie wurde von der Mennonitengemeinde in →Berlin aus betreut. Wesentlich erweitert hat sich die Anzahl der Mennonitengemeinden in Deutschland durch den Zuzug von mennonitischen Rückwanderern bzw. →Spätaussiedlern aus Russland. Sie haben sich nur teilweise in die bestehenden Mennonitengemeinden eingegliedert. Die →Mennoniten-Brüdergemeinden, die aus Russland nach Deutschland kamen oder von nordamerikanischen Mennoniten gegründet wurden, blieben meist für sich, bildeten eigene Verbände wie die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden (AMBD) oder haben sich Gemeindeverbänden angeschlossen, die nicht mennonitisch sind.

5. Frömmigkeit und Theologie

Der aggressive Nonkonformismus, mit dem sich die Täufer im reformatorischen Aufbruch des 16. Jahrhunderts gegen die Vermischung von Geistlichem und Weltlichen wandten und nach einer kirchlichen Gestalt suchten, die sich von der katholischen Kirche und den evangelischen Territorialkirchen unterschied, seine Radikalität verlor und begann, einer duldsamen, zurückgezogenen Gemeindefrömmigkeit zu weichen. Die täuferischen Verweigerungsgesten büßten ihren Bekenntnischarakter ein, der zum Ausdruck brachte, dass die wahre Kirche in den Augen der Täufer nicht von der Welt, wohl aber in der Welt sei, als manifeste Vorwegnahme der „messianischen Gemeinschaft“ (John Howard Yoder, Nevertheless, 134). Aus der Glaubenstaufe (→Taufe II) wurde die feierliche Aufnahme in die Gemeinde, aus der Eidesverweigerung (→Eid) eine verbindliche Versicherung, die Wahrheit gesagt zu haben, oder die erklärte Absicht, Pflichten im obrigkeitlichen Rahmen treu erfüllen zu wollen, aus der →Wehrlosigkeit das Privileg, sich durch Kontributionszahlungen oder das Stellen eines Ersatzmanns vom Kriegsdienst befreien zu dürfen, aus provokativer Absonderung einerseits ein weltflüchtiger Separatismus, der die Rebellen in Christo zu „Stillen im Lande“ werden ließ, und andererseits die zielstrebig verfolgte Integration in die gesellschaftliche Umgebung (vor allem in den niederländischen und norddeutschen Städten). Aus dem Konzept einer missionarischen Kirche (→Mission), wie es aus dem Taufbefehl Jesu (Matth. 28) entwickelt worden war, wurde die obrigkeitlich geforderte Einwilligung, alle missionarischen Aktivitäten in der eigenen Umgebung einzustellen. So bildeten sich geradezu stereotype Merkmale einer →Freikirche aus, die eine konfessionelle Gestalt annahm und sich neben den territorialen Kirchen als prinzipiell von weltlicher →Obrigkeit bzw. vom →Staat getrennter Kirche zu behaupten begann (→Konfessionalisierung). Die Gemeinden der Täufer entstanden zwar auch weiterhin aus dem freiwilligen Entschluss ihrer Mitglieder, die Freiwilligkeit war jedoch von der bereits durch die Geburt vorherbestimmten Zugehörigkeit zu mennonitischen Familien oder teilweise schon weit geknüpften Sippenverbänden eingeschränkt. Strukturell unterschied sich diese Freikirche mit ihrer Erwachsenentaufe kaum von den Kirchen, die sich in der Säuglingstaufe, die unter dem Wort Gottes vollzogen wurde, konstituierten. Das religiöse Leben war aber stärker als in den großen Konfessionskirchen auf die Gemeinde (→Ekklesiologie) ausgerichtet, und die Belange der Gemeinde bestimmten auf eine besondere Weise auch das individuelle und familiäre Leben der Gemeindemitglieder im Alltag. So war zunächst das Bewusstsein, dass Taufe, Verweigerung des Kriegsdienstes (Wehrlosigkeit), →Nachfolge Jesu Christi, wie bei den frühen Täufern angelegt, eine Angelegenheit der Gemeinde und weniger der einzelnen Gläubigen sei, zunächst noch weiterhin bestimmend. Die Gemeinde war es, die für die →Ethik ihrer Glieder verantwortlich war und für ihre eigene Reinheit zu sorgen hatte, nämlich eine Gemeinschaft „ohne Flecken und Runzeln“ (Eph. 5, 27) zu sein. Dieser Akzent, der auf die Gemeinde gelegt wurde, rechtfertigt es, von einer „Gemeindefrömmigkeit“ der Mennoniten zu sprechen und darin das konfessionelle Merkmal zu sehen, das ihre Gemeinden von den großen Konfessionskirchen deutlich unterschied.

Die Täufer mieden die offiziellen Gottesdienste der Priester und gelehrten Theologen und versammelten sich zu einfachen Andachten, ohne traditionelle Liturgie und Kultgerät, ohne Altar und ohne Heiligenbilder, in schlichten Räumen, mit Laien, die ihnen aus der Heiligen Schrift vorlasen (so genannten Lesern), ohne Mitwirkung gelehrter Geistlichkeit (→Gottesdienst, →Predigt). Das Laienpredigertum, das in der Geschichte der Mennoniten einen festen Stellenwert hatte, wird teilweise bis in die Gegenwart hinein gepflegt (→Laienprediger). Gewöhnlich jedoch werden Gottesdienst, Predigt und Seelsorge ausgebildeten Theologen oder Theologinnen übertragen. So sehr das Laienpredigertum aus dem antiklerikal-antiautoritären Impuls des reformatorischen Aufbruchs entstand, sind die Mennonitengemeinden in ihrer weiteren Entwicklung nicht selten recht autoritär von starken Predigerpersönlichkeiten geführt und geprägt worden.

Der antiklerikale Impuls, den die Täufer ursprünglich gegen die Priester richteten, um die Reinheit der Kirche herzustellen, wurde bald nach innen gerichtet und sollte für Reinheit in den eigenen Reihen sorgen. Abgesehen davon, dass es zum Charakter einer Bewegung gehört, aus einer in die andere überzugehen, wurde dieser Anfangsimpuls, nachdem der Bewegungselan erlahmt war, in eine oft rigoros geübte Kirchenzucht und Bannpraxis der Gemeinde überführt. So wurde aus einem Instrument barmherziger Sorge für den gefallenen Bruder oder die ungehorsame Schwester, der so genannten Regel Christi (Mt. 18, 1–18), und dem Bemühen die gestörte Einheit der Gemeinschaft wiederherzustellen, eine Quelle der Uneinigkeit, Spaltung und Trennung. Paradoxerweise wurden die Mennonitengemeinden, je mehr sie sich um sich selber, ihre eigene Reinheit und konfessionelle Eigenart bemühten, anfällig für äußere Einflüsse: gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Tendenzen der jeweiligen Zeit, aufklärerisch-rationalistische, pietistisch-erweckliche, bürgerlich-demokratische, nationale und schließlich auch nationalsozialistische, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Russland, Kanada und Paraguay (→Drittes Reich). Solche Einflüsse haben den Charakter der Gemeinden vielfach neu bestimmt, oft auch Anlass zu neuen Spannungen und Spaltungen gegeben. Insgesamt haben sie dazu beigetragen, dass das Erscheinungsbild des Mennonitentums Züge eines ausgeprägten →Pluralismus annahm, der oft beklagt wurde, inzwischen aber auch begrüßt wird, weil er in der Lage ist, Kräfte theologischer Erneuerung freizusetzen.

Theologische Arbeit ist im Mennonitentum zunächst vor allem historische Beschäftigung mit der eigenen konfessionellen Vergangenheit, in erster Linie mit dem Täufertum der Reformationszeit und in zweiter Linie mit der Geschichte der Mennoniten in den vergangenen Jahrhunderten. Zeitgeschichtliche Probleme sind oft heikel und werden eher stiefmütterlich behandelt, wie die Geschichte der Mennoniten im Dritten Reich oder die Einstellung zum Imperialismus, zu den Kriegen in Korea, Vietnam und im Irak, zu Problemen des Kapitalismus zeigt. Auf dem Gebiet der historischen Forschung ist dennoch viel geleistet worden (Nelson Springer und A.J. Klassen, Mennonite Bibliography, 1977). Das Mennonitische Lexikon, die Mennonite Encyclodia und das Lexikon der Mennoniten in Paraguay sind unentbehrliche Nachschlagewerke, vorangetrieben wurde die historische Forschung auch von einigen wichtigen Fachzeitschriften (→Zeitschriften) und der Edition der Täuferquellen, an denen einige Mennoniten mitgearbeitet haben (→Täuferforschung). Gefördert wird die Täufer- und Mennonitenforschung von der Mennonite Historical Society, dem Mennonitischen Geschichtsverein und Geschichtsvereinen in den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich, Österreich und in Paraguay. Für die theologische Arbeit im engeren Sinne ist von der historischen Forschung manches abgefallen, vor allem zur Frage der Gewaltlosigkeit (Clarence Bauman, Gewaltlosigkeit im Täufertum, 1968) bzw. einer Ethik des Friedens und der Ekklesiologie (John Howard Yoder, Täufertum im Gespräch, 1968). Zu erwähnen sind auch Forschungen zur täuferisch-mennonitischen Tradition in soziologischen, psychologischen und ethnologischen Disziplinen (→Soziologie, →Psychologie, →Ethnizität), neuerdings treten noch →Kommunikations-, →Wirtschaftswissenschaft und Politologie hinzu.

Theologie im Sinne einer akademischen Disziplin wurde in Ansätzen am Doopsgezinde Seminar der niederländischen Mennoniten seit 1735 gelehrt, dann aber erst nach dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg an nordamerikanischen Colleges und Universitäten (→Theologie). Immer mehr Mennoniten haben sich an theologischen Fakultäten anderer Konfessionen ausbilden lassen und die Notwendigkeit verspürt, auch das eigene konfessionelle Erbe auf seine Relevanz für eine Theologie der Gegenwart zu befragen. Das ist zumeist im Kontext der ökumenischen Bewegung geschehen und als Frage nach der Einheit der Kirche in modernen Gesellschaften zur Diskussion gestellt worden. Sehr deutlich tritt der Zusammenhang von ökumenischem Imperativ und täuferisch-pazifistischem Geist im theologischen Werk John Howard →Yoders hervor, das er als eine ökumenische Theologie aus dem Geist des Täufertums verstanden hat, jedoch nicht als eine mennonitische Theologie, sondern als Theologie allgemein. Einen anderen Weg schlug Gordon D. →Kaufman ein, der den ethischen, also theologisch-praktischen Impuls des Täufertums nicht eigentlich im Horizont der Kirche (ecclesia), wie Yoder es tat, sondern im Gespräch mit den Wissenschaften (academia) aufgriff und in die allgemeinen Bemühungen um die Stellung des Menschen im Kosmos einbrachte. Yoders Hauptwerk ist Die Politik Jesu (1972, 2. Aufl. 2012) und Kaufmans nach zahlreichen theologisch bedeutsamen Veröffentlichungen In Face of Modernity (1995). Beide Theologen sind, so sehr sie sich dem Mennonitentum verpflichtet wussten, über die Mennonitengemeinden hinausgewachsen: Yoder lehrte lange Zeit an der katholischen Universität von Notre Dame (Indiana) und Kaufman an der Divinity School der Harvard University. Die Diskussionen um diese beiden theologischen Ansätze haben gezeigt, dass Theologie mehr sein muss als die Bestätigung dessen, was in den Gemeinden geglaubt wird. So haben J. Denny Weaver mit seiner Anabaptist Theology in Face of Postmodernity (2000), Thomas N. Finger mit seiner zweibändigen Christian Theology (1987 und 1989) sowie A Contemporary Anabaptist Theology (2004) und Duane Friesen mit einer Theologie der Kultur Artists, Citizens, Philosophers: Seeking the Peace of the City (2000) auf je eigene Weise beide theologischen Ansätze weitergeführt. A. James Reimer schließlich hat in Mennonites and Classical Theology (2001) die dogmatische Grundlage der Ethik erweitert, indem er dafür plädierte, die Tradition der altkirchlichen Orthodoxie in die theologischen Erwägungen der Gegenwart mit einzubeziehen. In der jüngeren Generation mennonitischer Theologen richten sich die Bemühungen vor allem auf eine Erweiterung und Vertiefung der Friedenstheologie und der Ekklesiologie im Kontext neuer ökumenischer und wissenschaftlicher Fragestellungen.

Auch in Deutschland ist das Interesse gewachsen, Impulse aus dem Täufertum, vor allem aus dem Aufbruch der frühen Täufer in der Schweiz, für die theologische Arbeit in der Gegenwart zu nutzen. Darum haben sich vor allem Heinold Fast (Beiträge zu einer Friedenstheologie, 1982), Hans-Jürgen Goertz (Bruchstücke radikaler Theologie heute, 2010) und Fernando Enns (Friedenskirche in der Ökumene, 2003, und Ökumene und Frieden, 2012) bemüht – teilweise im Anschluss an die Friedenstheologie John Howard Yoders und teilweise in kritischem Gespräch mit den nordamerikanischen Theologen, in allen Fällen aber bewusst im Horizont der ökumenischen Gespräche und der allgemeinen theologischen Diskussionen heute. Das gilt auch für die Arbeit am Theologischen Seminar der Doopsgezinden in den Niederlanden, das inzwischen von der Universität Amsterdam an die Freie Universität in Amsterdam verlagert wurde.

6. Zwischenkirchliche Beziehungen und ökumenische Gespräche

Die Mennoniten sind nur langsam aus der erzwungenen oder selbst gewählten Isolation ihrer Gemeinden gegenüber anderen Kirchen herausgetreten, wobei es große Unterschiede zwischen einzelnen Gemeinden und Regionen gibt. Bereits im 18. Jahrhundert haben niederländische Taufgesinnte die Zusammenarbeit mit anderen Glaubensgemeinschaften gesucht, z. B. mit →Remonstranten und Reformierten, an einigen Orten haben sich Mennoniten und Remonstranten zu einer Gemeinde zusammengeschlossen (z. B. Amersfort, s'Hertogenbosch, Leiden, Nijmwegen, Gouda, Zoetermeer). Im Gefolge der Revolutionskriege feierten Krefelder Mennoniten mit Reformierten und Lutheranern seit 1810 ein offenes Abendmahl (→Abendmahl) und arbeiten seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf diakonischem Gebiet zusammen. Die Gemeinden in der Pfalz haben sich pietistischen Einflüssen gegenüber empfänglich gezeigt, teilweise auch in Hamburg und Altona (Dompelaars). Dort hat sich dann Berend Carl Roosen im 19. Jahrhundert für die Innere Mission engagiert, in Russland kam es in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu intensiven Kontakten mit deutschen Baptisten und im Zuge dieser Begegnung zu einer Spaltung zwischen den kirchlichen Gemeinden und den Mennoniten-Brüdergemeinden.

Die erwecklich oder evangelikal ausgerichteten Mennonitengemeinden in Süddeutschland, der Schweiz, in Frankreich, Russland und Nordamerika haben sich von den Kirchen ferngehalten, in denen eine „moderne“ Theologie geduldet oder gepflegt wurde. Hier haben sich Beziehungen zunächst nur zu Angehörigen einiger Kirchen entwickelt, die in der Evangelischen Allianz zusammenarbeiteten. Das gilt teilweise noch heute. Besondere Beziehungen wurden vor allem in Nordamerika zu denjenigen Kirchen aufgenommen, die ebenfalls das biblische Friedenszeugnis pflegen und sich gemeinsam zu den Historischen Friedenskirchen zählen: →Church of the Brethren und →Quäker (Donald F. Durnbaugh (Hg.), On Earth Peace, 1978).

In Deutschland hat sich die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden (AMG) der Vereinigung evangelischer Freikirchen angeschlossen, zunächst als Gäste, dann als ordentliches Mitglied. Dem Ökumenischen Rat der Kirchen sind zunächst nur die niederländische →Algemeene Doopsgezinde Societeit und die →Vereinigung der deutschen Mennonitengemeinden (VDM) beigetreten, beide gehören zu den Gründungsmitgliedern des Weltkirchenrates 1948 in Amsterdam. In den Gesprächen, die zur Gründung der AMG führten, sperrten sich zunächst einige Gemeinden gegen einen Beitritt zum ÖRK, so dass die Mitgliedschaft im ÖRK nicht auf die AMG überging. Gemeinden, die nicht zur Vereinigung gehörten, aber dennoch eine Mitgliedschaft im ÖRK anstrebten, richtete die VDM den Status einer Teilmitgliedschaft mit dem Ziel einer Teilhabe an der Mitgliedschaft im ÖRK ein. Im Juli 2016 wurde schließlich beschlossen, dass die Mitgliedschaft im ÖRK auf die AMG übergehen soll. Dieser Schritt ist inzwischen vollzogen worden.

Seit 1973 haben sich auch Mennonitengemeinden im Kongo (CMCo) dem Ökumenischen Rat der Kirchen angeschlossen. Größer ist die Bereitschaft der Mennonitengemeinden auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene, sowohl in Europa als auch in Nordamerika durch ökumenische Arbeitsgemeinschaften mit anderen Kirchen in Beziehung zu treten (z. B. in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland, der nicht nur die Gemeinden der Vereinigung deutscher Mennonitengemeinden (VDM), sondern auch des Verbandes der deutschen Mennoniten (VdM) angehören).

Im Rahmen der Jubiläums-Feierlichkeiten zum 150jährigen Bestehen der →Mennoniten-Brüdergemeinden am Pfingstmontag 2010 wurden ein „Statement zur Aussöhnung“ gegenüber den übrigen Mennoniten abgegeben und klärende Gespräche angeboten. In Neustadt an der Weinstraße fand bereits 2006 ein gemeinsamer Gottesdienst der örtlichen Gemeinden der AMG und der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland (AMBD) statt. Vertreter der AMBD sind seit 2011 bei Mitgliederversammlungen der AMG als Gäste geladen.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden (bilaterale →Konfessionsgespräche) mit anderen Kirchen, wie den Lutheranern, Reformierten, Baptisten, Katholiken und Adventisten aufgenommen (Fernando Enns (Hg.), Heilung der Erinnerungen, 2008). Recht intensiv sind die Konsultationen mit dem Bund der reformierten Kirchen in der Schweiz und dem Lutherischen Weltbund gewesen, die dazu geführt haben, dass die Verdammung der Täufer in den reformierten und lutherischen →Bekenntnisschriften zurückgenommen wurde. Erstaunlich sind auch die Fortschritte im gegenseitigen Verstehen, die zwischen Vertretern der Katholischen Kirche und der Mennonitischen Weltkonferenz bisher erreicht wurden. In den Konfessionsgesprächen haben die Mennoniten vor allem ihr Friedenszeugnis zur Geltung gebracht und im Ökumenischen Rat der Kirchen entscheidend dazu beigetragen, dass die Dekade zur Überwindung von Gewalt (2001–2010) weltweit ausgerufen wurde (Fernando Enns, Ökumene und Frieden, 167–246).

7. Organisationen und Statistisches

Stark ausgeprägt ist unter den Mennoniten die diakonische Arbeit. Am bekanntesten sind die nordamerikanische Hilfswerksorganisation →Mennonite Central Commitee (MCC), mit ihrem weltweiten Einsatz in Kriegs- und Krisengebieten, und die Stichting voor Bijzondere Noden in den Niederlanden. Die deutschen Mennoniten haben ihre Hilfswerksarbeit im →Mennonitischen Hilfswerk (MH) konzentriert und fördern Projekte in Ghana, Kenia und vor allem in Äthiopien, gleichzeitig sind sie in Katastrophenfällen im Einsatz. Sie arbeiten mit anderen europäischen Hilfswerken und mit dem MCC zusammen. Sie beteiligen sich ebenfalls am Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche Deutschlands in Stuttgart (Brot für die Welt). Menndia e.V. (Mennonitische Diakonie) unterstützt und unterhält Projekte für Seniorenarbeit in mennonitischen Gemeinden. Die Mennonitische Freiwilligenorganisation „→Christliche Dienste“ entsendet junge Menschen für Freiwilligendienste in Projekte weltweit.

Die missionarische Arbeit der Mennoniten, die im 19. Jahrhundert aufgenommen wurde, wird von einzelnen Missionswerken organisiert und durchgeführt →Mennonitische Missionswerke in Deutschland. Die europäischen Mennonitengemeinden haben jeweils ihre eigenen Missionswerke. In Deutschland gibt es das Deutsche Mennonitische Missionskomitee, das sowohl zur Arbeitsgemeinschaft evangelikaler Missionen (AEM) als auch zum Evangelischen Missionswerk (EMW) gehört und Missionare vor allem über die Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG) aussendet. Die Mennoniten in Nordamerika unterhalten verschiedene Missionswerke.

Die Friedensarbeit wird in Deutschland vom →Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee (DMFK) und vom →Mennonitischen Friedenszentrum Berlin (MFB) mit Veranstaltungen, Publikationen und praktischer Gruppenarbeit gefördert.

Die historische Arbeit wird in den verschiedenen Konferenzen bzw. Ländern in nationalen Geschichtsvereinen gepflegt, z. B. dem →Mennonitischen Geschichtsverein, →Verein für Geschichte der russlanddeutschen Mennoniten, dem →Doopsgezinde Historische Kring, dem →Schweizerischen Verein für Täufergeschichte, der Mennonite Historical Society und dem →Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay. Die meisten Geschichtsvereine geben eigene →Zeitschriften heraus, einige unterhalten auch Gedenkstätten oder haben Museen eingerichtet. Für die Öffentlichkeitsarbeit der Mennoniten sorgten oder sorgen auch einzelne Verlage: der seit 2017 aufgelöste Agape Verlag (Weisenheim/Pfalz), der Neufeld Verlag (Cuxhaven), in Nordamerika Herald Press (früher Scottdale, PA, jetzt Harrisonburg, VA), Pandora Press (Kitchener, Ont.), Cascadia (Telford, PA).

Für die Ausbildung des Prediger- bzw. Pastorennachwuchses, wobei zahlreiche Gemeinden noch oder wieder den Dienst der →Laienprediger pflegen, gibt es in Deutschland keine eigenen Ausbildungsstätten. Der Pastorennachwuchs wird an den unterschiedlichsten Ausbildungsstätten ausgebildet, an evangelischen theologischen Fakultäten der Universitäten ebenso wie an freikirchlichen oder überkonfessionellen Seminaren evangelikaler Prägung. Von einer mennonitischen Stiftung finanziert wird die →Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen an der Universität Hamburg. Mittlerweile wurde die ehemalige Europäische mennonitische Bibelschule →Bienenberg in Liestal bei Basel zu einem theologischen Seminar ausgebaut, an dem zunächst ein theologisches Masterstudium möglich war, inzwischen aber nicht mehr angeboten wird. Getragen wird der Bienenberg von acht Gemeindeverbänden aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich, die der täuferischen Tradition angehören, darunter neben ASM, VDM und VdM auch die AMBD und die ansonsten unabhängigen WEBB Gemeinden (Arbeitsgemeinschaft der Gemeinden in Wolfsburg, Espelkamp, Bechterdissen, Bielefeld, Niedergörsdorf).

Nur noch gelegentlich absolvieren Studierende eine Ausbildung oder einen Teil ihres Studiums an Colleges und Seminaren in Nordamerika. In den Niederlanden erfolgt die Ausbildung am 1735 gegründeten Doopsgezinde Seminarium, das zunächst der Universität von Amsterdam eingegliedert war und 2003 an die Freie Universität von Amsterdam verlagert wurde. In Nordamerika unterhalten die Mennoniten zahlreiche Bible und Liberal Arts Colleges und das Anabaptist Mennonite Biblical Seminary in Elkhart (Indiana). An der University of Winnipeg wurde 1978 ein mennonitischer Lehrstuhl für Geschichte und Kultur der Mennoniten eingerichtet (seit 1993 wird hier das Journal of Mennonite Studies herausgegeben). Das Eastern Mennonite College in Harrisonburg (Virginia) und das Bluffton College in Bluffton (Ohio) sind inzwischen zu Universitäten ausgebaut worden, in Kanada ist 1999 die Canadian Mennonite University in Winnipeg aus der Vereinigung des Concord College, des Canadian Mennonite Bible College und des Menno Simons College hervorgegangen. Ausbildungsstätten für den Predigernachwuchs werden auch in Paraguay, Äthiopien und Indonesien unterhalten.

Eine Organisation, die den größten Teil des Mennonitentums weltweit umfasst, ist die →Mennonitische Weltkonferenz. Sie wurde erstmals nach Basel und Zürich einberufen, um an die Anfänge des Täufertums vor vierhundert Jahren zu erinnern. Im Laufe der Jahre hat sie eine feste Organisationsstruktur erhalten und sich in unterschiedlichen Abständen an wechselnden Orten in Europa, Nordamerika, Asien, Afrika und Südamerika versammelt, um gemeinsam über den Auftrag der Mennonitengemeinden in aller Welt, vor allem über das Friedenszeugnis und den diakonischen wie den missionarischen Dienst zu beraten. Die Weltkonferenz wächst mehr und mehr zu einem wichtigen Bindeglied zwischen ihren Mitgliederkonferenzen heran, die in ihr ihre Erfahrungen untereinander austauschen, miteinander Gottesdienste feiern und sich gegenseitig im Glauben stützen. Bisweilen vertritt die MWK die Mennoniten in der Öffentlichkeit oder in der weltweiten Ökumene, wie z. B. als Beobachter in den Versammlungen der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK oder im Weltweiten Christlichen Forum. Die MWK ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einer gemeinsamen Plattform der unterschiedlichsten täuferisch-mennonitischen Traditionen geworden, auf der sich Mennoniten aus verschiedenen kulturellen Räumen kennen lernen und vertrauensvoll miteinander arbeiten.

Inzwischen werden auch im Namen der Weltkonferenz bilaterale Gespräche auf Weltebene mit anderen Kirchen, z. B. der Römisch-katholischen Kirche, dem Lutherischen Weltbund und der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten geführt (www.mwc-cmm.org).

Statistisches: Afrika 679.053 getaufte Gemeindeglieder in 23 Ländern; Nordamerika 529108 in 2 Ländern; Asien und pazifischer Raum 315645 in 15 Ländern; Lateinamerika und Karibik 186.339 in 26 Ländern; Europa 64.575 in 17 Ländern. Insgesamt gibt es über 1.774.720 Mennoniten auf der Welt, ca. 1.286.426 sind Mitglieder in der Mennonitischen Weltkonferenz an. Getaufte Mitglieder in Deutschland 46757 (AMG: 57 Gemeinden mit ca. 5300 Gemeindemitgliedern; die übrigen sind Spätaussiedler aus der UdSSR oder Mitglieder der Mennoniten-Brüdergemeinde, wie sie aus der Missionsarbeit der nordamerikanischen Mennoniten hervorgingen); in Frankreich 2100 Gemeindeglieder in 30 Gemeinden (dazu gehören auch französisch sprechende Gemeinden in der Schweiz und Belgien); in den Niederlanden 8030 (127 Gemeinden); in Österreich 368 Gemeindeglieder in 7 Gemeinden; in Russland 3000; in der Schweiz 2500 Gemeindeglieder in 13 Gemeinden (World Directory der Mennonitischen Weltkonferenz 2012: www.mwc-cmm.org). Weitere Informationen zu einzelnen Gemeinden in Europa finden sich im Mennonitischen Jahrbuch, das von der AMG herausgegeben wird.

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Hans-Jürgen Goertz

 
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