Konferenz der Mennoniten der Schweiz (Alttäufer) – Conférence Mennonite Suisse (Anabaptiste)

1. Skizze der Entstehung und Entwicklung

1983 entschied die Mitgliederversammlung, den Namen der Konferenz der altevangelischen wehrlosen Taufgesinnten Gemeinden (Mennoniten) der Schweiz (seit 1910) in Konferenz der Mennoniten der Schweiz (Alttäufer) (KMS) zu ändern. Das erste erhaltene Protokoll der Vereinigung der altevangelischen Taufgesinnten Gemeinden stammt von der 5. Zusammenkunft am 2. März 1892 auf Sonnenberg bei Sonceboz. Vollständig erhalten sind die Aufzeichnungen seit der 17. Zusammenkunft am 24. März 1898 auf Mont Talawang. Da wurden wahrscheinlich auch die ersten Statuten angenommen. Die Gemeinden, die die altevangelischen Taufgesinnten Gemeinden der Schweiz bildeten und die Statuten annahmen, waren: Basel, Bressels bei Le Locle, Chaux d'Abel, La Chaux-de-fonds, Cortebert Matte, Emmenthal, Gross Lützel, Kleinthal, Sonnenberg. Die Konferenz hatte ihren Sitz in Langnau, wo sie am 5. Mai 1898 unter der Nummer 144 ins Registerbuch eingetragen wurde.

Die Statuten waren so festgelegt: 1. Aufführung der Gemeinden, die der Konferenz angehören, 2. Sinn und Zweck der Konferenz: Förderung und Pflege, 3. und 4. Regelung der Wahl des Vorstandes (der Exekutive). Gewählt wurden 1898 als Präsident: Joh. Kipfer, Langnau, als Vize-Präsident Abr. Geiser, Les Bois, als Kassier Br. Salzmann, Langnau, als Sekretäre Samuel Nussbaumer, Sous la Côte, und Ernst Spengler, Langnau.

1950 wurden die Statuten in verschiedenen Punkten den neuen Verhältnissen angepasst und 1983 von den Delegierten neue Satzungen (Statuten) und ein Glaubensbekenntnis angenommen. Auf der Mitgliederversammlung (MV) im Herbst 2014 wurden die durch mehrere Jahre erarbeiteten neuen Strukturen und Statuten einstimmig verabschiedet. Mit Hilfe der neuen Strukturen sollen die Zusammenarbeit und die Vernetzung der vielfältigen Arbeit in der Gemeinde stärker gefördert werden. Die dreizehn Gemeinden, die heute die Konferenz bilden, sind über die Regionen Basel, Bern, Biel, Emmental und Jura mit 2300 Mitgliedern verteilt.

2. Selbstverständnis, wie es sich aus dem Glaubensbekenntnis ableitet

Das Fundament ihres Glaubens bildet das Wort Gottes, die Bibel. Im Zentrum ihres Anliegens steht die gelebte →Nachfolge Jesu. Wer sich zum dreieinigen Gott − Vater, Sohn und Heiliger Geist – bekennt und seine Erlösung annimmt, wird auf eigenen Wunsch und als Zeichen dieses Bekenntnisses getauft (Bekenntnistaufe). Es werden sowohl Taufe durch Untertauchen als auch durch Besprengen praktiziert (→Taufe). Die Gemeinde feiert das →Abendmahl als Zeichen der Gemeinschaft und in Erinnerung an das Erlösungswerk Jesu Christi. Aus dem Glauben erwächst – geführt durch den Heiligen Geist – eine neue Erkenntnis, die sich auf das alltägliche Leben überträgt. So bilden etwa das Friedenszeugnis (→Friedenstheologie), soziales Engagement (→Diakonie), die Unterstützung der Missionsarbeit (→Mission) und die Gastfreundschaft wichtige Werte.

3. Die Konferenz unterstützt die Gemeinden

Da jede Ortsgemeinde autonom ist, entwickelt sie nach örtlichen Bedürfnissen und Gegebenheiten eigene Akzente und Aktivitäten. In ihren Verantwortungsbereichen setzt die Mitgliederversammlung Älteste, Prediger und Predigerinnen, Diakone und Diakoninnen ein und wählt den Pastor oder die Pastorin. Davon sind viele ehrenamtlich, einige in voll- oder teilzeitlichem Dienst als Pastoren, in der Jugendarbeit oder theologischen Beratung tätig. Alle Gemeindeglieder werden ermutigt, mit ihren Gaben und Fähigkeiten in der Gemeindearbeit mitzuwirken und Verantwortungen zu übernehmen. Seit 1955 können Frauen gleicherweise in Leitungs- und Verkündigungsdienste wie Männer gewählt werden. Die starke Unabhängigkeit der Gemeinden sowohl in organisatorischen, finanziellen, wie in dogmatischen Angelegenheiten erschwert in mancher Hinsicht die Zusammenarbeit. Zweimal im Jahr versammeln sich die Delegierten im Frühjahr im Jura und im Herbst im Emmental bzw. in Muttenz/Basel zu einer Mitgliederversammlung (MV). Außer den geschäftlichen Pflichten wurde meistens auch ein Vortrag zu einem gewählten Thema gehalten oder ein aktuelles Anliegen behandelt. Bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts blieben Delegierte noch für den Konferenz-Gottesdienst am Sonntag in der Gemeinde, in der die Delegiertenversammlung stattfand.

4. Aufgaben und Organe der Konferenz

Seit dem 19. Jahrhundert treffen sich Vertreter und Vertreterinnen der Gemeinden, wahrscheinlich seit 1875 (Samuel Geiser, Konferenz, 1965) regelmäßig zum Austausch über die Gemeindearbeit, um Freuden und Schwierigkeiten zu teilen, aber auch über theologische Fragen zu beraten. Aus diesen Treffen ist die KMS hervorgegangen, die heute als Verein organisiert ist. Da sich im Laufe der Jahre die Aufgaben erheblich vermehrt haben, sind verschiedene Kommissionen und Komitees entstanden. Die gemeinsam gefassten Beschlüsse einer MV sind für die einzelnen Gemeinden nicht unbedingt bindend. Da in einigen Juragemeinden nur noch Französisch gesprochen wird, wird seit Beginn der 1990er Jahre die Konferenzarbeit zweisprachig, Deutsch und Französisch, geführt (http://www.menno.ch).

Die Delegiertenversammlung (DV) ist das oberste Organ. Sie trifft sich in der Regel zweimal jährlich. Sie entscheidet über gemeinsame Projekte, die ihr vom Vorstand, den Kommissionen und Gemeinden angetragen werden. Sie wählt die Personen für den Vorstand, den Generalsekretär, die Kassenprüfer und die Vertreter in den Kommissionen. Je nach der Zahl der Mitglieder einer Gemeinde kann diese eine bis fünf Personen in die DV entsenden. Seit Beginn der 1980er Jahre hat die KMS einen Generalsekretär angestellt.

Die verschiedenen Gremien der Schweizerischen Mennonitenkonferenz (KMS) setzten sich hauptsächlich aus Personen zusammen, die als Älteste in den verschiedenen Ortskirchen dienten. Diese Praxis änderte sich in den 1970er Jahren allmählich, so dass auch andere (nicht Älteste) Gemeindemitglieder in diesen Gremien mitarbeiten konnten. Im Zusammenhang mit diesen strukturellen Veränderungen entwickelten die Ältesten zunächst informelle Treffen mit dem Namen „Brüdertreffen“. Sie verfolgten die Absicht, eine gewisse Einheit in unmittelbar betreffenden Fragen unter den lokalen Gemeinden, den KMS-Mitgliedern, aufrechtzuerhalten. Der Ältestenrat wurde 1983 gegründet und von Ulrich Scheidegger (1996 bis 2008) und Ernest Geiser (2008 bis 2010) geleitet. 2010 wurde er aufgelöst und seine Arbeit wieder von der KMS übernommen. Als Pendant zum Ältestenrat wurde in der Romandie die Pastorale Mennonite Romande (PMR) 1996 als beratendes Organ der KMS gegründet; sie ist kein offizielles, sondern nur ein beratendes Organ der KMS. Die PMR ist eine Art Weiterführung der „Retraite spirituelles“, die von Charly Ummel und Pierre Widmer in den 1970er Jahren eingeführt wurden.

Zusammen mit dem Generalsekretär führt der Vorstand die Beschlüsse der Delegiertenversammlung aus. Der Generalsekretär ist die offizielle Ansprechperson für die Gemeinden und Kommissionen. Seine Aufgaben sind: Begleitung, Vernetzung, Kontaktstiftung und Förderung der Gemeinden und der Kommissionen. Er pflegt die Beziehungen zu anderen Kirchen, zu den mennonitischen und anderen kirchlichen Institutionen. Er vertritt die KMS gegenüber den Behörden, den Medien und weltlichen Institutionen. Ungefähr alle zehn Jahre wird vom Vorstand und den Gemeinden ein Gemeindetag organisiert, an dem sich alle Gemeinden jeweils unter einem bestimmten Thema beteiligen.

5. Arbeitsbereiche der Konferenz (Jugend, Mission, Hilfswerk, Erinnerungskultur, ökumenische Beziehungen)

Für die einzelnen Arbeitsbereiche der KMS sind verschiedene Kommissionen eingerichtet worden, für die Jugendarbeit, Missionsarbeit, Publikationen, historische Erinnerungskultur, Forum für Frieden und Gerechtigkeit und Pflege ökumenischer Beziehungen.

Mennonitische Jugendkommission der Schweiz (MJKS)

Längere Zeit war die Jugendarbeit alleine den Gemeinden überlassen. Im Jahr 1936 wurde von der Mitgliederversammlung der Konferenz eine Kommission von acht Personen ins Leben gerufen. Als erster Präsident wurde der Älteste Louis Geiser von der Gemeinde Les Bulles bei La Chaux-de-Fonds gewählt. Die Aufgabe, die der Kommission übertragen wurde, war die Sorge, dass die Kinder und Jugendlichen eine gute biblische Unterweisung erhalten. Der Hauptakzent lag auf der Kinderunterweisung. Sehr bald entwickelte sich die übergemeindliche Jugend- und Kinderarbeit in der Form, dass Jugend- und Kindercamps und ein jährlicher Jugendtag in Tramelan durchgeführt wurden. Es folgte ein Jugendbibelkurs, der jährlich in Langnau in deutscher und französischer Sprache abgehalten wurde. Sowohl die Kinder- als auch die Jugendcamps wurden gern auch von nicht-mennonitischen Jugendlichen besucht.

Auf der Frühjahrkonferenz 1974 beschloss die Mitgliederversammlung, eine vollzeitliche Jugendwartstelle einzurichten. Seit einiger Zeit sind zwei Personen (Frau und Mann) teilzeitlich für die übergemeindliche Kinder- und Jugendarbeit tätig. Die eine Person ist vorwiegend für die französische, die andere für die deutsche Region zuständig. Eine wichtige Aufgabe der Jugendbeauftragten sind Schulungen, die für die örtliche Jugendarbeit durchgeführt werden.

Schweizerische Mennonitische Mission (SMM)

Seit den Anfängen hat die «äußere» →Mission eine wichtige Bedeutung. Immer wieder wurde auf der MV darüber beraten, welche Missionsorganisationen unterstützt werden sollten. Nach den Besuchen des Missionars Johann Klaassen aus Java (geb. in Halbstatt, Südrussland) in den Gemeinden, sowie der beiden Deutschen Missionare Otto Stauffer und Hermann Schmitt in Indonesien, ausgesandt von der Doopsgezinde Vereniging tot Evangelieverbreiding (→Niederlande), wurde die Arbeit auf diesen Missionsgebieten regelmäßig finanziell unterstützt; darüber hinaus reiste Daniel Amstutz mit seiner Frau Wera, geb. Nachtigall, 1934 nach Java.

Um die Anliegen der Mission nachhaltiger zu betreuen, wurde 1950 das Schweizerische Mennonitische Evangelisationskomitee (SMEK) gegründet. Jetzt fanden auch regelmäßige Missionsfeste statt, besonders in den Gemeinden Cortebertberg, Moron und La Chaux-d'Abel und später auch in Les Bulles. Seit 1962 wird in Moron jährlich in der Himmelfahrtswoche zu einer Missionskonferenz eingeladen. Um die Missionsarbeit besser zu koordinieren, haben die Missionskomitees aus Frankreich, Deutschland, Niederlanden und der Schweiz 1951/1952 das Europäische Mennonitische Evangelisationskomitee (EMEK) gegründet. Daniel Amstutz, Sekretär von SMEK, wurde als EMEK Sekretär gewählt.

1969 wurde die Schweizerische Mennonitische Organisation für Hilfswerke (SMO) von der MV ins Leben gerufen. Sinn der Gründung der SMO war, schnelle, materielle Hilfe in die Notgebiete zu entsenden. Häufig wurden Projekte des →Mennonite Central Committee (MCC) unterstützt. Für diese materielle Hilfe konnten auch erhebliche Geldsummen vom Staat eingeworben werden.

Im Frühjahr 1997 hat die MV die Zusammenführung von SMEK und SMO beschlossen. So sollten die Strukturen vereinfacht und die Arbeit effizienter werden. Im Januar 1998 nahm die neue Organisation, die Schweizerische Mennonitische Mission (SMM), ihre Tätigkeit auf. Die Katastrophenhilfe, eine Gruppe innerhalb der SMM, hat eine ganz praktische Hilfswerkarbeit begonnen. Diese Gruppe ist in den Gemeinden sehr aktiv.

Nach längerer, sorgfältiger Sondierung hat die MV 2014 die SMM beauftragt, in Genf für eine täuferische Präsenz mit dem Ziel einer Gemeindegründung zu sorgen. Mit diesem Projekt betraten die KSM-Gemeinden Neuland. Aus steuerlichen Gründen, ist die SMM seit 2017 juristisch ein eingetragener Verein mit eigenen Statuten. Die SMM arbeitet mit unterschiedlichen Missionsorganisationen anderer mennonitischer Gemeinden zusammen.

Publikationen

Der Älteste Samuel Bähler der Altevangelischen Täufergemeinde in Langnau begann 1882 mit der monatlichen Herausgabe der Zeitschrift Der Zionspilger (→Zeitschriften, mennonitische). Obwohl sie ein Organ der Täufergemeinde Langnau war, wurde sie von der Konferenz unterstützt. Von 1918 bis 1921 hieß die Zeitschrift der Freie Zeuge. Auf intensives Verlangen einiger Gemeindeleiter wurde wieder der alte Name übernommen. Anfang 1982 übernahm die Konferenz der Mennoniten der Schweiz die Zeitschrift. Gleichzeitig wechselte die Schriftleitung. Johann Rüfenacht, der vierzig Jahre den Redaktionsdienst versah, übergab die Hauptschriftführung an Jürg Rindlisbacher. Nun gab es regelmäßig eine französische Seite mit Unterstützung von Paul Baumann. Am 6. Mai 1990 wechselte der Name von Zionspilger zu Perspektive mit einem neuen vierspaltigen Layout, ab Januar 2006 mit einem neuen farbigen Design. Sie erschien bis 2018 monatlich.

Arbeitsgruppe für Altersfragen (AGAF)

An der MV am 12. Oktober 1991 wurde die Arbeitsgruppe für Altersfragen als Arbeitsgruppe der KMS bestätigt. Die Wahrnehmung, dass die wachsende Zahl der Seniorinnen und Senioren in den Gemeinden zunimmt, führte dazu, dass sich die KMS auf die Bedürfnisse dieser Gruppen eingegangen ist. Die Aufgabe von AGAF besteht darin, regelmäßig Veranstaltungen in den Gemeinden, auch übergemeindlich und mit dem →Bienenberg zu organisieren. Im Laufe der Zeit, hat die Arbeitsgruppe mehrere praktische hilfreiche Dokumente erarbeitet, z. B. Anregungen zum Besuch und Begleiten von Betagten, Einsamen oder kranken Menschen, Informationen zur Patientenverfügung, Erdbestattung usw.

Täuferisches Forum für Frieden und Gerechtigkeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch den Einfluss mennonitischer Referenten aus Nordamerika, Peter Dyck, Cornelius Wall sowie den Paxboys, die Bedeutung des Friedenszeugnisses in den Gemeinden wiederbelebt. Konkret ging es um die Frage des Militärdienstes. Als Paul Hofer 1966 vom Theologiestudium aus den USA zurückkam, verweigerte er den Militärdienst und ermutigte immer mehr junge Mennoniten, den Kriegsdienst aus Gewissen- und Glaubensgründen zu verweigern, obwohl sie damit eine Gefängnisstrafe auf sich zogen. 1970 war das Thema Verweigerung des Militärdienstes auf der Mitgliederversammlung der KMS heftig diskutiert und schließlich eine Studienkommission für Militärfragen ernannt. Sie sollte die biblische Grundlage für einen Friedensdienst ausarbeiten und eine gründliche Überprüfung des von vielen Gemeindegliedern infrage gestellten «Prinzips der Wehrlosigkeit» vornehmen. Im Frühjahr 1973 legte die Studienkommission der MV ihren Bericht vor, ohne jegliche Empfehlung, dennoch konnte auf der Basis dieses Berichtes weitergearbeitet werden. Paul Hofer konnte jetzt Militärdienstverweigerer beraten und begleiteten. 1982 wurde auf der MV der KMS das Schweizerische Mennonitische Friedenskomitee (SMFK) gegründet. Zwei Personen vom SMFK, die einzigen aus einer Freikirche, wurden beauftragt, in einem kirchlichen Gremium, das sich für den Zivildienst einsetzte, mitzuarbeiten. Der Zivildienst wurde 1996 in der Schweiz eingeführt.

Nachdem die Regierung beschlossen hatte, Militärdienstverweigerer zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe zu verurteilen, beauftragte die MV der KMS das SMFK 1985, ein Gespräch mit dem zuständigen Militärminister zu führen. Das Ergebnis war, dass es weiterhin möglich sein sollte, den Sanitätsdienst ohne Waffe zu leisten. Obwohl das Friedenskomitee viele Impulse durch Referate, Tagungen zu Themen wie Frieden, Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit in den Gemeinden und in der Gesellschaft vermittelt hatte, war das SMFK in den Mennonitengemeinden nicht wirklich tief verankert. Im Frühjahr 2010 wurde es aufgelöst.

2013 ergriffen einige Personen die Initiative, einen «Round Table of Peace» auf dem Bienenberg einzuberufen, und gründeten schließlich das «Täuferische Forum für Frieden und Gerechtigkeit» (TFFG). Das TFFG kann, nach Beschluss einer Mitgliederversammlung, sowohl im Namen der KMS auftreten wie auch in eigener Initiative, ohne die Zustimmung aller Gemeinden, aktiv werden. Das Forum für Frieden und Gerechtigkeit möchte durch Stellungnahmen oder Aktionen die Stimme der Mennoniten als Friedenskirche hörbar machen. und für eine Vernetzung von kirchlichen und säkularen Organisationen mit den Initiativen der Mennoniten sorgen: https://friedenundgerechtigkeit.ch

Schweizerischer Verein für Täufergeschichte und Pflege der Erinnerungskultur

Da sich das Interesse für die Geschichte der Vorfahren deutlich vermehrte, fand am 22. September 1973 in Bern die Gründung des Schweizerischen Vereins für Täufergeschichte (SVTG) statt. Der Verein konnte bereits mehr als 100 Mitglieder verzeichnen. Das erste Heft der Informationsblätter erschien 1977/78. Nach zehnjährigem Erscheinen und dem Rücktritt des langjährigen Schriftleiters wurde das Bulletin mit einem neuen Redaktionsteam in Mennonitica Helvetica umbenannt. Seither hat die jährliche Publikation ein wissenschaftliches Niveau erreicht (https://mennonitica.ch/). Die Archivbestände der KMS konnten 1978 im Untergeschoss der Kapelle Jeanguisboden untergebracht werden − auf der Höhe des Mont Soleil, zwischen Tramelan, Tavannes, Sonceboz und Corgémont. Es wird von der Archivkommission betreut und steht der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Mit der Zielsetzung, das täuferisch-mennonitische Kulturgut zu bewahren und zur Geltung zu bringen, wurde 2005 außerdem die Vereinigung «Memoria Mennonitica» gegründet.

Die Vereinigung wie die Archivkommission besteht aus Delegierten der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (KMS), des Schweizerischen Vereins für Täufergeschichte (SVTG) und des Ausbildungs- und Tagungszentrums (ATB) Bienenberg b. Liestal (Schweiz) sowie Privatpersonen die die Zielsetzungen der Vereinigung unterstützen (http://memoriamennonitica.ch).

Zwischenkirchliche bzw. Ökumenische Beziehungen

Einzelne Mennonitengemeinden unterhielten bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Beziehungen zu anderen, vorwiegend pietistisch-geprägten Konfessionen, aber auch zu der Reformierten Kirche. Auf Konferenzebene wurde mit Missionsgesellschaften auf der Basis der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) zusammengearbeitet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Konferenz Mitglied in der SEA und arbeitete intensiv im Vorstand mit. Die Gemeindechöre wurden 1955 Mitglied im 1851 gegründeten Christlichen Sängerbund der Schweiz (CSS). Sie gestalteten Gesangskonzerte mit und konnten von der Herausgabe des Liedgutes des CSS profitieren. In den 1950er Jahren wurde die KMS Mitglied im schon 1919 gegründeten Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz (EFG). Der Ältestenrat Pastorale Romande arbeitet im Auftrag der KMS als Gastmitglied in der Communauté de travail des Églises Chrétiennes en Suisse (CTEC) mit. Seit 2015 ist die KMS auch Mitglied im Réseau évangélique suisse (RES), der französischen Organisation der SEA. Die KMS hat seit vielen Jahren guten Kontakt zur Schweizerischen Evangelischen Synode (SES). Einzelne Gemeinden arbeiten in der jährlich im Januar stattfindenden Allianzgebetswoche mit, sowie in der Gebetswoche für die Einheit der Christen. An dem örtlichen Weltgebetstag beteiligen sich die Frauen seit Jahrzehnten am Organisationskomitee. Einige Gemeinden arbeiten in der örtlichen ökumenischen Arbeit mit. Im Jura haben die meisten Gemeinden gute Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche vor Ort. Mit den evangelisch-reformierten Landeskirchen, besonders in den Kantonen Bern, Zürich, Basel und Neuchâtel wird gut zusammengearbeitet.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden erste Kontakte zwischen Alttäufern (Mennoniten) und der Reformierten Landeskirche von einzelnen Personen geknüpft. In der zweiten Hälfte kam es zu verschiedenen Begegnungen. Anlässlich eines Vortrags von John H. →Yoder 1975 an der Universität Basel wurde von Seiten der Theologischen Fakultät um Vergebung für das Unrecht gebeten, welches an den Täufern begangen wurde. Ebenso 1975 äußerte sich der Synodalrat der bernischen Landeskirche positiv zur Zusammenarbeit mit den Mennoniten. Seit 1980 werden die Mennoniten zur Synode der Reformierten Kirche als Zeichen der Versöhnung eingeladen. Am Eröffnungsgottesdienst der SES 1983 wurden die Täufer für alles Unrecht, das früher geschehen war, um Entschuldigung gebeten. 1988 fand eine Ausstellung zum 450jährigen Jubiläum der Täuferdisputation von 1538 statt. Im Rahmen dieser Ausstellung wurde am 8. Mai 1988 in der Berner Nydegg-Kirche während eines Gottesdienstes gemeinsam bekannt: «Unsere Kirchen haben längst Frieden geschlossen, wir haben einander nötig.» Ähnliche Gesten der Versöhnung folgten in den weiteren Jahren.

Am 26. Juni 2004 wurde eine Gedenktafel an der Stelle enthüllt, an der Felix →Mantz als erster Täufer 1527 ertränkt worden war, in demselben Jahr auch ein Gedenkstein für die verfolgten einheimischen Täufer in Randen bei Schaffhausen. Im Herbst 2005 beschlossen die Mennoniten und die Reformierten, eine Arbeitsgruppe zur gemeinsamen Erörterung theologischer und praktischer Fragen zu gründen. 2009 erschien die Publikation Christus ist unser Friede, in der Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen beiden Kirchen besprochen wurden. Mit der Beteiligung von Mennoniten haben die Zürcher Reformierten zu Beginn des 500jährigen Reformationsjubiläums im Januar 2017 einen eindeutigen ökumenischen Akzent gesetzt.

Soziales und politisches Engagement

Die Bildung gehört zum täuferischen Erbe, wie das unerlässliche Lesen der Bibel. Die gute Schulbildung hat den Gemeinden sogar zur Zeit, als sie noch als «Stille im Lande» zurückgezogen lebten, ein soziales Ansehen eingebracht. Einer der ersten Berufe, die Frauen und Männer außerhalb der Landwirtschaft ausübten, war der Lehrerberuf. Als immer mehr junge Leute seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts in die Städte zogen, übten sie häufig soziale Tätigkeiten aus und übernahmen auf diesem Gebiet auch Verantwortung in der Gesellschaft.

Recht früh wurden die Mennoniten als gute Landwirte bekannt (→Landwirtschaft). In der Gesellschaft und der Wirtschaft galten sie als herausragende Pferde- und Viehzüchter. In den Pferde- und Viehgenossenschaften übernahmen sie Verantwortung in den Leitungsgremien. Die Bezeichnung «Mouton de la race Brun-Noir du Jura» ist eine Schafzüchtung eines Mennoniten, die von der schweizerischen Kleinviehgenossenschaft als eigene Rasse anerkannt ist. Ihre Höfe gehörten nicht selten zu Modellbetrieben. Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben einzelne Mennoniten als Staatsbürger ein Mandat in der Kommunal- und auch Kantonalpolitik ausgeübt und sogar im Nationalparlament mitgewirkt. Wie in den ökumenischen Beziehungen vertritt der Generalsekretär die KMS auch in den gesellschaftspolitischen Beziehungen. Gelegentlich nimmt das TFFG zu aktuellen politischen Entscheidungen, die das Parlament oder der Bundesrat fällt, Stellung.

Bibliografie

Abraham Gerber, Informations-Blätter, Schweizerischer Verein für Täufergeschichte, Die Altevangelisch Taufgesinnten Gemeinden (Mennoniten) der Schweiz, Heft 1, 1977/78, 3–5. - Charly Ummel, Les Anabaptistes dans le Jura, in: Mennonitica Helvetica, Bulletin des Schweizerischen Vereins für Täufergeschichte 13/1990, 31–44 – Charly er Claire-Lise Ummel, L'Eglise anabaptiste en pays neuchâtelois, in: Mennonitica Helvetica 17, 1994, 88–90. - Christus ist unser Friede. Schweizer Dialog zwischen Mennoniten und Reformierten 2006–2009, Bern 2009. - Diether Götz Lichdi, Die Mennoniten in der Schweiz, in: Hanspeter Jecker und Alle G. Hoekema (Hg.), Glaube und Tradition in der Bewährungsprobe. Weltweite täuferisch-mennonitische Geschichte, Band 2: Europa, Schwarzenfeld 2002, 211–230, über die KMS: 223–226. - Sabine Herold und Hanspeter Jecker, Tagung «Die Reformation und die Täufer» – Zürich, 26. Juni 2004, «Schritte der Versöhnung» zwischen täuferisch-mennonitischen Gemeinden und Landeskirchen (eine kleine Auswahl mit dem Schwerpunkt, Schweiz): Zusammenstellung (KMS). - Konsultation der Protokolle der Konferenz der altevangelischen Taufgesinnten Gemeinden (Mennoniten) der Schweiz, sowie der Konferenz der Mennoniten der Schweiz (Alttäufer) (KMS) von 1892, 1998 bis in die Gegenwart, im Archiv, Jeanguisboden. - Konsultation der Berichte der KMS in: AMG (Hg.), Mennonitisches Jahrbuch, Jg. 1973–1977, 1980, 1984, 1986, 1994, 2006–2009, 2011–2013, 2015–2018. - Leo Laurense, 125 Jahre Zusammenarbeit in der Mennonitischen Mission 1847–1972, Delfgau 1972. - Markus Rediger, Erwin Rötlisberger, Täuferführer der Schweiz, hg. im Auftrag der KMS, Langnau 2007. - Michael Bauman (Hg.) Gemeinsames Erbe. Reformierte und Täufer im Dialog, Zürich 2007. - Samuel Geiser, Die Taufgesinnten Gemeinden in der Schweiz, 2. Aufl., Courgenay 1971. - Samuel Geiser (Les Fontaines), Konferenz der altevangelischen Taufgesinnten, in: Der Mennonit, Nr. 6, 1965, 89.

Internet

http://www.menno.ch

Daniel Geiser-Oppliger

 
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