Driedger, Eckbert

geb. am 11. November 1929 in Heubuden/ Kr. Großes Werder, gest. am 6. Dezember 2012 in Bolanden-Klosterhof, Deutschland; Landwirtschaftsmeister.

Zusammen mit drei älteren Brüdern wuchs Eckbert Driedger auf dem Bauernhof seiner Eltern Johannes Driedger und Magdalena, geb. Klaaßen, in Heubuden (Westpr.) auf. Nach nur drei Volksschuljahren besuchte er das Gymnasium in Marienburg. Er gehörte zur Gruppe der letzten Täuflinge, die 1944 vom Ältesten Bruno →Ewert in der Mennonitenkirche Heubuden getauft wurden.

Schon früh wuchs er in die Arbeit und Verantwortung des elterlichen Hofes hinein, um seinen Vater zu entlasten, der Prediger der Mennonitengemeinde war und noch andere Ehrenämter innehatte. Zusammen mit seinen Eltern ging er 1945 auf die Flucht. Er und seine Mutter entkamen schließlich nach Dänemark. Erst im Herbst 1946 fand die Familie in Niedersachsen wieder zusammen. Zwei seiner Brüder waren gefallen, der älteste Bruder wurde schwer verwundet.

Im Mai 1947 kam er auf den Weierhof (Pfalz), wo er eine landwirtschaftliche Ausbildung begann und Mitglied der dortigen Mennonitengemeinde wurde. An einen Schulabschluss, geschweige denn ein Studium war nicht zu denken, so sehr es seinen Neigungen und Fähigkeiten entsprochen hätte. Er war auf verschiedenen Höfen in der Pfalz tätig, unterbrochen von einem Traineejahr 1952/53 in den USA. Ab 1957 bewirtschaftete er seinen eigenen Betrieb auf dem Klosterhof bei Bolanden. In diesem Jahr heiratete er Ruth Hertzler vom Gundheimerhof bei Göllheim. Sie bekamen vier Kinder, später auch vier Enkelkinder.

1969 wurde er in den Vorstand der Mennonitengemeinde →Weierhof gewählt und übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden. Diese Aufgabe nahm er bis 1987 wahr. Es waren bewegende Jahre der Weiterentwicklung und Modernisierung der Gemeinde. Er war ein Autodidakt, der neben seinem Beruf und seiner Tätigkeit als Vorsitzender der Gemeinde vieles leistete: Orgelspiel und Chorleitung, Glaubensunterweisung und Predigtdienst in der Gemeinde. Viele Jahre leitete er die Mitgliederversammlung der →Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden. Vorübergehend sprang er auch als Schriftleiter der Mennonitischen Blätter ein, und von Januar 1992 bis Dezember 1995 war er Vorsitzender der Herausgeberkommission der Gemeindezeitschrift Die Brücke (→Zeitschriften, mennonitische).

Schon früh war ihm die Aussöhnung mit Polen ein Anliegen. Bereits 1975 reiste er zum ersten Mal in die alte Heimat, danach leitete er viele Gruppenreisen dorthin. Mit der Familie des neuen Eigentümers seines Elternhofes verband ihn eine lange Freundschaft.

Nachdem er in den beruflichen Ruhestand getreten war, übernahm er 1992 das Amt des 1. Vorsitzenden des →Mennonitischen Geschichtsvereins, das er bis 1998 ausübte. Sein Ziel war es, ein eigenes Haus für die Forschungsstelle zu schaffen. Es gelang ihm, auf dem Weierhof einen geeigneten Bauplatz zu finden, und unter seiner Bauleitung entstand 1996–1998 die neue Mennonitische Forschungsstelle. Bis zu seiner Erkrankung im Frühjahr 2011 arbeitete er dort ehrenamtlich mit und verfolgte mit Interesse die Arbeit der Gemeinde und des Geschichtsvereins.

Literatur (Auswahl)

Aufsätze und Artikel von Eckbert Driedger

Eine Chance zur Verständigung – In Polen ist das Interesse an mennonitischer Geschichte erwacht, in: Brücke 11, 1990, 166. - Anforderungen an einen Gemeindeleiter, in: Mennonitisches Jahrbuch, Karlsruhe 1992, 59–61. - Am Rande notiert: Predigt oder Zeugnis, in: Brücke 7/8, 1993, 106. - Feministische Ideologie, in: Brücke 10, 1994, 162. - Wanderungen in der alten Heimat, in: Mennonitisches Jahrbuch 1997, 69–74. - Erfahrungen im Ruhestand, in: Brücke 6, 1997, 92. - Wie der Neubau der Mennonitischen Forschungsstelle (Weierhof) entstand. Bericht, gegeben bei der Einweihungsfeier am 5. September 1998, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1998, 148–151. - Glauben und Leben: Was ist Heimat?, in: Brücke 10, 1999, 162. - Meine Brücke am Zarnowitzer See in Pommern, in: Brücke 4, 2003, 48. - Eckbert Driedger und Anneliese Zerger, Gary Waltner zum 70. Geburtstag, in: Mennonitische Geschichtsblätter 2008, 344–346. - Art. Johann Penner (Ältester der Mennonitengemeinde Ladekopp-Orlofferfelde), in: www.mennlex.de.

Über Eckbert Driedger

Hartmut Schowalter, Einweihung mit Pauken und Trompeten: Die neue Forschungsstelle auf dem Weierhof, in: Brücke, Mennonitisches Gemeindeblatt, 10, 1998, 176 f. - Hans-Jürgen Goertz, Ein mennonitisches Haus der Geschichte. Festrede zur Einweihung des Neubaus für die Mennonitische Forschungsstelle am 5. September 1998, in: Ders., Das schwierige Erbe der Mennoniten. Aufsätze und Reden. Leipzig 2002, 167–174. - Gary Waltner, Eckbert Driedger zum 75. Geburtstag, in: Mennonitische Geschichtsblätter 2004, 159 f. - Hans-Jürgen Goertz, Nachruf auf Eckbert Driedger, in: Mennonitische Geschichtsblätter 2013, 174-177.

Wolfgang Driedger

 
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