Horsch, Michael

geb. am 15. Januar 1871 in Giebelstadt (bei Würzburg), gest. am 12. Oktober 1949 in Hellmannsberg bei Ingolstadt, Deutschland; Landwirt, Prediger und Ältester.

Michael Horsch wurde als sechstes Kind der Eheleute Jakob Horsch und Barbara (geb. Landes) geboren. Als sein Vater starb, musste er, erst siebzehnjährig, das elterliche Gut in Gelchsheim bei Ochsenfurt übernehmen. Am 8. September 1898 heiratete er Maria Schmutz von Bockschaft. Ihnen wurden zehn Kinder geschenkt. Die Gemeinde Giebelstadt-Rottenbauer wählte ihn 1909 zum Prediger. 1913 erwarb er das Gut Hellmannsberg bei Ingolstadt. In der Gemeinde Ingolstadt wurde er 1923 als Ältester eingesetzt.

Seit seiner Jugend war ihm die Botschaft der Bibel vertraut. Neben dem geistlichen Erbe der Eltern und seiner Gemeinde fand er Gemeinschaft und Anregung in der evangelischen Allianz. Hier fand er auch eine Quelle seines Glaubensverständnisses, die im eigenen Studium der Bibel nachwirkte. Bis an sein Lebensende war ihm die Zusammenarbeit mit dieser Gemeinschaft wichtig.

Von seinem langen Wirken für die Mennoniten verdient das Folgende besondere Beachtung: Sein Leben lang hat er sich für die Mission eingesetzt: Er regte sie an, förderte sie und begleitete sie kritisch. Außerdem pflegte und regte er übergemeindliche Begegnungen an: Ab 1904 übernahm er Verantwortung in der Konferenz der süddeutschen Mennoniten. 1914 rief er mit anderen die Konferenz der bayrischen Mennonitengemeinden ins Leben. Ein besonderes Anliegen war ihm das Hilfswerk: Am 15. Januar 1920 rief er mit anderen unter dem Stichwort Christenpflicht zur Hilfe für Notleidende auf. Mit großem Einsatz ging er ans Werk. Zwei Jahre später wurde es als Mennonitisches Hilfswerk Christenpflicht e.V. registriert. Er leitete es bis an sein Lebensende.

Wichtig war für ihn auch die Innere Mission, wie er sie verstand: Dazu lud er ab 1923 zu Bibelkursen in Hellmannsberg ein und setzte sich 1924 für den Erwerb des Thomashofs bei Karlsruhe und dessen Programm ein.

Hervorzuheben ist seine Mitarbeit in der Ältesten- und Predigerversammlung (ÄPV) des →Verbandes badisch-württembergisch-bayrischer Mennonitengemeinden. Hier kam seine Überzeugungskraft besonders zur Geltung und trug wesentlich zum Handeln und Verhalten des Verbandes bei. In den Verhandlungen zur →Vereinigung der Mennoniten im Deutschen Reich grenzte der Verband sich von der Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden durch das Bekenntnis zu Jesus Christus als „dem eingeborenen Sohn Gottes“ ab. 1937 veröffentlichten Vereinigung und Verband Stellungnahmen zur Auflösung des →Röhn-Bruderhofs. Michael Horsch setzte mit einer eigenen Publikation nach, in der er das Handeln des damaligen Staates verteidigte. - Die ÄPV hielt 1935 per Beschluss „grundsätzlich fest an der Wehrlosigkeit“. 1938 erklärte sie intern: „Sollte jedoch ein Glied unserer Gemeinden als Wehrpflichtiger aus Gewissensgründen nicht mit der Waffe dienen können, so fühlt sich die ÄPV verpflichtet, bei den dafür zuständigen Stellen für das betreffende Gemeindeglied einzutreten.“ Zum Schreibverbot von D. Christian →Neff, das bald auch das Verbot des Gemeindeblatts der Mennoniten nach sich zog, wurde im Mai 1941 in der ÄPV „eine Erklärung abgefasst“, die „zur gegebenen Zeit an zuständiger Stelle abgegeben werden“ sollte. Diese Erklärung abzugeben, unterblieb jedoch.

Zeitlebens grenzte sich Michael Horsch von der liberalen Theologie ab und setzte sich für die Orientierung an der Bibel als „Gottes Wort“ ein, so auch nach 1945, als er in der ÄPV mit Nachdruck erklärte: „Ich sage mich los (…) von jedem Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen …"

Literatur

Artikel von Michael Horsch, in: Gemeindeblatt der Mennoniten von 1912 bis 1949. - Nachlass des Briefwechsels von D. Christian Neff, Originalbriefe von M. Horsch, Mennonitische Forschungsstelle Weierhof (Pfalz). - Michael Horsch, Die Auflösung des e.V. „Neuwerk Bruderhof“ Post Neuhof, Kreis Fulda, Selbstverlag 1937. - Jakob Landes, Michael Horsch, aus seinem Leben und Lebenswerk, in: Gemeindekalender der Konferenz der süddeutschen Mennoniten, 1954, 19–53. - „… 100 Jahre unterwegs …“ Festschrift der Mennonitengemeinde Ingolstadt 1991, 57–62, 66–67, 85–90. - Volker Horsch, Michael Horsch, „Entschiedener Streiter seines Herrn“, in: Mennonitisches Jahrbuch 1997, 51–57. - „75 Jahre und noch kein bisschen müde“. Mennonitisches Hilfswerk Christenpflicht, o. O. 1997, 57–67. - Thomas Nauert, Michael Horsch and the Rhön Bruderhof, 1936–1937: From Friend to Hostile Wiiness to Historical Eyewittness, in: Mennonite Quarterly Review 2, 2017, 213–246. - Helmut Suttor, Michael Horsch, der Rhönbruderhof und die Gestapo, in: Mennonitische Geschichtsblätter 2019, 107–134.

Volker Horsch

 
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