Amsterdam

1. Frühe Geschichte der Gemeinde

1530 kam der Täufer Jan Volkersz Trypmaker aus Emden nach Amsterdam, und ein Jahr später taufte Melchior →Hofman viele Leute in dieser Stadt. Damit begann eine turbulente Zeit frühtäuferischer Bewegungen in den →Niederlanden, in der militante und friedfertige Täufer ihre Anhänger suchten. Trypmaker, der die Bewegung in der Stadt anführte, wurde kurz nach dem Besuch Hoffmans in Amsterdam verhaftet und mit fünf weiteren Täufern in Den Haag hingerichtet. Im Februar 1535 liefen Täufer und Täuferinnen nachts unbekleidet auf die Straßen, um darauf hinzuweisen, dass die Wahrheit nackt sei. Viele wurden inhaftiert und hingerichtet. In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 1535 stürmten vierzig Täufer unter dem Anführer Jan van Geelen, der im Dezember 1534 aus dem Täuferreich zu Münster gekommen war, das Rathaus. Der Aufstand missglückte. Ein Bürgermeister wurde getötet, die aufständischen Täufer fielen oder wurden hingerichtet. Danach setzte eine schwere Verfolgung ein, dreißig Täufer und Täuferinnen wurden noch 1535 in Amsterdam hingerichtet, auch Jakob van Kampen, der die friedfertigen Glaubensgenossen um sich geschart hatte, fand den Märtyrertod im Juni 1535 (→Verfolgung). Die weiteren Verfolgungen dehnten sich immer mehr auf die Niederlande insgesamt aus. Dennoch wuchs die Bewegung der Täufer an. 1578 hatte Prinz Willem I. von Oranien die Stadt von spanischer Herrschaft befreit, und erst danach wurden die Täufer in Amsterdam geduldet (ausführlich dazu: Albert F. Mellink, Amsterdam en de wederdopers, 1978).

Die Täufer waren in Amsterdam in verschiedenen Gruppen vertreten: den Waterländern, den Flamen, den Danziger Flamen und zwei Gruppen der Friesen, den Nachfolgern des Jan Jacobs und den Alten Friesen, auch noch einer Gruppe der Hochdeutschen. Erst 1626 wurden die verschiedenen Gruppen mit dem Glaubensbekenntnis der Olijftacxken (→Bekennntisse) miteinander auf den Weg zur Einigung gebracht. Die einzelnen Gruppen unterhielten ihre eigenen Bethäuser: „bij de Tooren“, „bij't Lam“, „bij de Zon“. Daneben gab es Bethäuser der kleineren, getrennten Gruppen.

2. Die gesellschaftlich-kulturelle Konsolidierung der Gemeinde vom 17. bis 19. Jahrhundert

Das 17. Jahrhundert gilt als das Goldene Zeitalter der Niederlande. Hier hatte sich wirtschaftlicher Aufschwung mit dem Geist einer frühen Aufklärung gepaart und besonders zur Blüte Amsterdams und Hollands geführt. An dieser Entwicklung nahmen auch die Mennoniten teil und spielten darin sogar eine vorantreibende Rolle. Das Zentrum der geistigen Entwicklungen des niederländischen Täufertums war zweifellos Amsterdam: Zunächst war es der Konflikt zwischen den Befürwortern einer Formulierung von Glaubensbekenntnissen (→Bekenntnisse), die sich in der Kirche zur Sonne versammelten (Zonisten), und den Verfechtern einer von Bekenntnissen freien Frömmigkeit, die den Geist der Aufklärung atmete und das Gemeindeleben in der Singelkerk, der Kirche zum Lamm, bestimmte (Lamisten): Eine stärker doktrinär ausgerichtete Glaubensauffassung stand einer ethischen, auf die praktische Lebensführung ausgerichteten gegenüber. Diese Auseinandersetzungen, die vor allem der Arzt und Prediger Galenus Abrahams (1622–1706) von der Singelkerk aus in Gang gesetzt hatte und die zu einer schwerwiegenden Spaltung der Taufgesinnten in Amsterdam führten, sind als „Lämmerkrieg“ bekannt geworden und wurden weit über die Stadt hinaus in die Mennonitengemeinden, bis hin nach Westpreußen, getragen (→Aufklärung). Allerdings hat sich gezeigt, dass Galenus Abrahamsz beispielsweise nicht grundsätzlich die altkirchlichen Bekenntnisse abgelehnt hatte, er wollte nur nicht, dass die Täuflinge auf bestimmte Bekenntnisse verpflichtet wurden (Alfred R. van Wijk, Plicht tot leren en plichten leren, 127).

War der Anstoß zur Religionsauffassung der Lamisten von den Kontakten mit den Collegianten, einer transkonfessionellen Erneuerungsbewegung, in Amsterdam ausgegangen, wurde sie ein wenig später von der Kontaktaufnahme mit den →Remonstranten gefestigt, allerdings war es nicht gelungen, eine angestrebte Vereinigung zwischen ihnen und den Mennoniten zu Wege zu bringen. Besonders die lamistischen Gemeindeglieder beteiligten sich an der Gründung von Lesegesellschaften und an der Publikation naturwissenschaftlicher Literatur, obwohl auch Sonnisten ihren Anteil an diesen Entwicklungen hatten. Bekannt wurde im 18. Jahrhundert die Buchhandlung des zonistischen Predigers Frans Houttuyn, die den Namen „Isaak Newton“ trug (→Aufklärung); und bedeutsam wurde die von dem pietistisch beeinflussten Prediger Johannes Deknatel (1698–1759) betriebene und von der Gemeinde getragene Gründung des mennonitischen Theologischen Seminars an der Universität von Amsterdam (→Theologie, →Doopsgezind Seminarium Amsterdam). Professoren am Seminar predigten auf den Kanzeln der mennonitischen Kirchen, wie umgekehrt Initiativen und Probleme der Gemeinden in den Seminarunterricht getragen wurden. Von dort gingen neben theologischen Impulsen auch politische Anstöße aus, die in die so genannte Patriotische Bewegung in den 1780er Jahren einflossen und die Entwicklung zu einem souveränen und toleranten Gemeinwesen förderten. Von dieser geistigen Atmosphäre, die mit einem zunehmenden Wohlstand zahlreicher Familien in der Stadt einherging und zur Gründung von Frauen- und Waisenhäusern sowie einer Armenpflege führten (s. ausführlicher Jan ten Doornkaat Koolman, Art. Amsterdamer Taufgesinnten-Gemeinde, in: Menn. Lex., Bd. 1, 66), war das Leben der Mennoniten in Amsterdam geprägt, und von der Annäherung beider zerstrittenen Richtungen zueinander wurde der weitere Weg der Mennoniten in das 19. Jahrhundert bestimmt. Dieses Jahrhundert stand bei den meisten niederländischen Mennoniten im Zeichen des neuzeitlichen Freiheitsverständnisses. Viele Mennoniten bemühten sich um den Anschluss an die „publieke kerk“, solange die allgemeinen Rechte der öffentlichen Religionsausübung nicht auch für sie verwirklicht waren. Das geschah erst unter französischer Herrschaft in den Niederlanden. Danach begannen zahlreiche Mennonitengemeinden, sich auf ihre eigene Identität in der Tradition täuferischen Martyriums zu besinnen und wieder biblische Grundauffassungen ins Gespräch zu bringen. Dabei spielte Samuel Muller, Hochschullehrer am Seminar, eine herausragende Rolle (Sjouke Voolstra, 'The hymn to freedom', in: Hamilton, Voolstra und Visser, From Martyr to muppy, 1994, 187–202). Eine von Bekenntnissen unabhängige Glaubenshaltung und eine am Bekenntnis orientierte Frömmigkeit, gelegentlich auch pietistisch beeinflusste Erneuerungsimpulse rangen seither miteinander, sie näherten sich aneinander an, gerieten immer wieder auch in Spannung zueinander und bestimmten schließlich das Leben in den niederländischen Mennonitengemeinden von Grund auf. Das galt vor allem für die Gemeinde in Amsterdam.

Sowohl in der Batavischen Republik als auch im Königreich unter Willem I. erwiesen sich die Mennoniten als Bürger, die sich gegenüber dem Staat loyal verhielten und das ihnen vorher gewährte Privileg der Befreiung vom Wehrdienst längst aufgegeben hatten. Einige Mennoniten dienten in den Freikorps. Viele andere setzten sich für das allgemeine Wohl ein, zum Beispiel als Mitglieder und Mitgestalter in der Gesellschaft, die sich für das Wohlergehen im Gemeinwesen besonders intensiv einsetzte: der Maatschappij tot Nut van't Algemeen. So nahmen sie sich auch der Probleme an, die im Zuge der industriellen Revolution auftraten und zur Armut des Proletariats führten. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von Mennoniten eine Sparkasse in Amsterdam gegründet (1844) und eine Missionsgesellschaft ins Leben gerufen (1849), auch die diakonische Arbeit verstärkt. So fanden sich die Taufgesinnten Amsterdams schließlich in einem Prozess wieder, der die angestrebte gesellschaftliche Assimilation der gesellschaftlichen Außenseiter früherer Zeiten zur Vollendung führte.

Um die Schwierigkeiten, die eine weit um sich greifende Säkularisierung den niederländischen Mennoniten insgesamt bereiteten, aufzufangen und den finanziellen Schwierigkeiten entgegenzuwirken, in die vor allem die zonistische Gemeinde geraten war, hatten sich schon 1801 die Gemeinde zur Sonne mit der Gemeinde zum Lamm zur Verenigde Doopsgezinde Gemeente Amsterdam (VDGA) verbunden. Vor allem mit der Gründung der →Algemene Doopsgezinde Sociëteit (ADS) 1811 hatte sich Amsterdam als Zentrum des niederländischen Mennonitentums behauptet, auch wenn die Mitgliederzahl inzwischen stark geschrumpft war. Hatten die Gemeinden zum Lamm und zu den Toren um 1700 mehr als 2000 Mitglieder, waren es um 1800 nur noch 800 Mitglieder. Die Kirchen zur Sonne und zu den Toren wurden verkauft. Die Singelkerk an der Herengracht wurde 1812 umgebaut, um dort auch die Bibliothek, die sich bisher in der Kirche zu den Toren befand, aufstellen zu können. 1840 wurde die Singelkirche noch einmal gründlich umgestaltet und vergrößert.

Nördlich vom IJ gehörte Nieuwendam zur Stadt Amsterdam. Dort wurde 1842 ein Ableger der Gemeinde gegründet und eine kleine Kirche in einem Lagerhaus am Meerpad eingerichtet. Diese Holzkirche ist die kleinste Mennonitenkirche in Amsterdam.

3. Entwicklungen im 20. Jahrhundert

Im 20. Jahrhundert hatte sich die Stadt vergrößert. So kamen neue Kirchen der Mennoniten hinzu. Im Osten der Stadt wurde 1904 die Oosterparkkerk eingeweiht. Im Westen der Stadt, am Herenmarkt, wurde ein Bezirkshaus für Unterricht und Versammlungen eingerichtet, und im Süden wurden 1930 am Karperweg einige Häuser mit einer Kapelle auf ihrem Areal gebaut.

1950 zählte die Gemeinde noch mehr als 3000 Mitglieder. In den dreißiger und vierziger Jahren waren viele Menschen in die Gemeinde eingetreten. Manchmal wurde zweimal jährlich ein Tauffest gefeiert, an dem sich 20 bis 30 Personen taufen ließen oder ihr Glaubensbekenntnis vor der Gemeinde ablegten und Mitglied der Gemeinde wurden. Während des Zweiten Weltkrieges waren verschiedene Mitglieder der Gemeinde in Widerstandsgruppen gegen die nationalsozialisitsche Besatzungsmacht tätig. Einige haben diesen Einsatz mit ihrem Leben bezahlen müssen (→Niederlande). Auch die Singelkerk war ein Zentrum für illegale Widerstandsarbeit und hat „onderduikers“ (solche, die sich vor den Deutschen verstecken mussten) beherbergt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Stadt Amsterdam in schnellem Tempo. Im Westen, Süden und Südosten wurden sogenannte Gartenstädte gebaut. In einer dieser Vorstädte bauten die Mennoniten 1953 eine neue Kirche: De Olijftak – der Olivenzweig. Pfarrer H. Bremer wurde ihr Prediger. Auf Grund des inzwischen einsetzenden Mitgliederschwunds musste diese Kirche 1992 verkauft werden. Das Gebäude blieb stehen und ist seit 2000 als Moschee in Gebrauch.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war die Gemeinde Amsterdam noch immer in fünf Stadtteile aufgeteilt: Zentrum, Süd, Ost, West und Nord. Die Singelkerk war die Kirche im Zentrum, in Süd wurde der Gottesdienst im Stadtteilzentrum am Karperweg gefeiert, in Ost stand eine Mennonitenkirche im Oosterpark, in West also der Olivenzweig und in Noord die kleine Holzkirche am Meerpad.

Die Kirche in Ost wurde 1977 an die Reformierte Kirche (Gereformeerde Kerk Vrijgemaakt) verkauft, was innerhalb der Gemeinde zu viel Widerstand und Kummer führte. Danach organisierte die Stadtteilkommission noch bis in die neunziger Jahre hinein einmal im Monat einen Gottesdienst in einer Schule, später in einem Stadtteilzentrum des Seniorenbundes. Geplant wurde, auch das Gebäude am Karperweg zu verkaufen – bis in die achtziger Jahre wurde dort zweimal im Monat ein Gottesdienst gefeiert. Das Gebäude wurde bis 2010 noch für Kreistreffen und Versammlungen genutzt und ab und zu auch vermietet.

In Amstelveen gab es eine Zusammenarbeit mit den Remonstranten und den liberalen Reformierten (Vrijzinnig Hervormden). Einmal im Monat wurde ein Gottesdienst in einem Stadtteilzentrum gefeiert. 2010 wurde diese Zusammenarbeit wieder aufgegeben.

Die kleine Holzkirche am Meerpad hat alle Stürme der Zeit überstanden. Es wurde viel dafür getan, die Menschen für die Gemeinschaft dort zu interessieren. Jetzt ist der Raum gelegentlich zu klein, um allen Kirchgängern Platz zu bieten. 2011 ist hinter der Kirche ein kleines Gebäude im gleichen Stil, „het Boetje“ (die Butze), neu entstanden, wo für die Jugend ein Freiraum geschaffen wurde. Im Jahre 1955 wurde in Buitenveldert ein mennonitisches Altersheim gebaut: das Menno Simons Haus. In diesem Haus wurden auch jeden Sonntag Gottesdienste gefeiert. Inzwischen wurde es gründlich renoviert, und die Wohnungen wurden 2011 wieder bezogen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Heim der „Zonehuisgroep“ (der Sonnenhausgruppe) angeschlossen, einer allgemeinen Organisation für Alters- und Pflegeheime. 1952 wurde die Singelkerk renoviert, um Senkungsschäden zu reparieren, und 2007 wurde noch einmal eine gründliche Renovierung durchgeführt, ein Fahrstuhl in das Gebäude eingebaut und das Untergeschoß zu einem Spielraum für die Kinder ausgestaltet.

Das Gemeindeleben wurde von den engen Beziehungen zu den Lehrenden und Studierenden am Doopsgezinde Seminarium angeregt, einige Prediger, wie W. F. Goltermann und Sjouke Voostra, wurden an die Universität berufen, und manche Profssoren und Dozenten des Seminars predigten in den Gottesdiensten der Gemeinde. So war ein Austausch zwischen Gemeinde und Universität entstanden, der im europäischen Mennonitentum einzigartig war. Ein Prediger mit besonderer theologischer Ausstrahlungskraft war Frits →Kuiper (1947 – 1963), und der Geschäftsmann und Diakon Christiaan Pieter van Eeghen (1880 – 1968) leitete von 1945 bis 1952 das Kuratorium des Seminars.

4. Organisation und Aufgaben der Gemeinde in der Gegenwart

In der Singelkerk findet jeden Sonntag ein Gottesdienst statt und in der Kirche am Meerpad zwei Mal im Monat, ebenso zwei Mal im Monat im Menno Simons Haus. Höhepunkte im Jahr sind: Palmsonntag, wenn die Kinder Palmsonntagsstecken schmücken dürfen (aufgesteckte Brothähnchen, verziert mit Buchsbaumzweigen und bunten Ostereiern), das Weihnachtsfest für Kinder, der Dankgottesdienst für die Neugeborenen und die Abendmahlsfeier am Gründonnerstag. Seit 2013 werden alle Aktivitäten der Gemeinde in der Singelkerk und in den Gebäuden am Meerpad konzentriert.

Wie in den Niederlanden üblich, erfolgt der Eintritt in die Gemeinde aufgrund eines selbst verfassten Glaubensbekenntnisses. Jene, die sich schon an einem anderen Ort haben taufen lassen, werden so Mitglied der Gemeinde, andere werden auf ihr selbst geschriebenes Glaubensbekenntnis hin in die Gemeinde aufgenommen. Auch ist es möglich, mit einem Attest einer anderen Religionsgemeinschaft hinüberzuwechseln. 1993 hat die Gemeinde in dem kurzen Dokument Onze Grondslag (Unsere Grundlage) festgelegt: „Die Vereinigte Taufgesinnte Gemeinde Amsterdam ist eine Gemeinschaft von Menschen in Amsterdam und der direkten Umgebung, die sich verbunden wissen durch die Taufe im Glauben auf ein selbst geschriebenes Glaubensbekenntnis hin. Diese Taufe verbindet uns zur Versöhnung mit Gott und zur Versöhnung mit den Menschen. Wir verbinden uns zum Feiern, zum Dienen, zum Lernen, zum Bilden einer Gemeinschaft in der Tradition der Taufgesinnten, ohne uns Dogmen und Zwänge aufzuerlegen."

Die Mitgliederzahl beträgt heute (2016) um die 300 Erwachsene, außerdem gibt es einen Freundeskreis (etwa 75), der an den Gottesdiensten und Aktivitäten teilnimmt, aber nicht Mitglied der Gemeinde ist, und eine Anzahl von Interessierten.

Die üblichen seelsorgerlichen und diakonischen Aufgaben werden von den Predigern und Freiwilligen der Gemeinde wahrgenommen. Gegenwärtig wird die Gemeinde von drei Predigern und zwei Mitarbeitern für die Jugendarbeit betreut (www.doopsgezind-amsterdam.nl).

Obwohl es in den fünfziger Jahren noch elf „Schwesternkreise“ gegeben hat, wurde der letzte „Schwesternkreis“ im Jahre 2013 aufgegeben. Jetzt ist nur noch der „Offene Kreis Menno Simons“ tätig. Im allgemeinen werden regelmäßig Hausbesuche durchgeführt. Vierzig Jahre lang (etwa 1970 – 2010) hat die Gemeinde am Heiligabend eine Mahlzeit für Obdachlose und Gemeindemitglieder ausgerichtet. Manchmal kamen bis zu 100 Teilnehmer. In der ganzen Stadt werden heutzutage von vielen Organisationen solche Mahlzeiten angeboten. Noch immer öffnet die Gemeinde ihr Kirchenratszimmer am Freitagabend für Obdachlose, das „Offene Haus“, in dem die Gäste verpflegt werden.

In den letzten Jahren richtet sich die Gemeinde mehr und mehr auf die Öffentlichkeitsarbeit aus, mit Vorträgen (Taufgesinntencafé, http://www.doperscafé.nl/doperscafé) und Gesprächsabenden, Teilnahme am Tag des Offenen Denkmals, an der Nacht der Kirchen (http://www.kerkennacht.nl), Laien predigen („Preek van de Leek“) – jeweils im November eine Predigt eines bekannten, manchmal nichtchristlichen Publizisten (http://preekvandeleek.nl). Ehen werden eingesegnet, und zweimal im Jahr gibt es einen Dankgottesdienst für Geburten; die Kinder werden eingesegnet. Das vierhundertjährige Bestehen des Gotteshauses an der „Singel“ feierte die Gemeinde 2008 mit der konzertanten Aufführung der Oper Le Profète von Giacomo Meyerbeer.

Es gibt verschiedene Bibelkreise und Geprächsgruppen. Zweimal jährlich wird ein „Lernhaus“ – ein Treffen mit Themen aus dem Alten Testament organisiert. Glaubenslehre wird individuell oder in kleinen Gruppen erteilt, sofern genügend Anmeldungen vorliegen. In einigen Stadtteilen treffen sich Gemeindemitglieder regelmäßig nach Verabredung zu einem Hauskreis, dem „groothuisbezoek“.

Der Chor der Singelkerk singt regelmäßig im Gottesdienst, besonders an den Feiertagen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Der Gemeindebrief idA (in diesem Amsterdam) erscheint elfmal im Jahr.

Neben den Kreisen und Gesprächsgruppen allgemein sind für Jugendliche und junge Erwachsene eigene Kreise, ein Kreis für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren und die Kinderkirche für Kinder von sechs bis zwölf Jahren eingerichtet worden. Die beiden Kinderkreise treffen sich während des allgemeinen Gottesdienstes separat. 1952 wurde auch in Amsterdam eine Elfregi Pfadfindergruppe gegründet (http://gameo.org/index.php?title=Elfregi). Der Name leitet sich von den Orten her, wo es damals →Bruderschaftshäuser gab: Elspeet, Fredeshiem und Giethoorn. Am Anleger Nieuwe Meer besitzt die Gemeinde noch immer ein Bootshaus für die „Seepioniere“.

5. Zusammenarbeit mit anderen Kirchen

Die Gemeinde ist Mitglied im Rat der Kirchen von Amsterdam. Sie arbeitet mit der römisch-katholischen Kirche De Krijtberg (Der Kreideberg, ebenfalls an der Singelgracht), der Lutherischen Kirche am Spui (auf der gegenüberliegenden Seite der Gracht) und der Englischen Kirche am Begijnhof zusammen. Es gibt einen gemeinsamen Liedergottesdienst im Advent und einen gemeinsamen Ausflug, jeweils von einer der Gemeinden im Wechsel organisiert, zu einem Ort, der für diese Gemeinde eine besondere Bedeutung hat. Einmal im Jahr findet ein gemeinsamer Gottesdienst mit der Evangelischen Brüdergemeinde statt (die meisten Mitglieder stammen aus Surinam), abwechselnd in der Singelkerk und der Koningskerk.

6. Stiftung, Bibliothek und Archiv

Die Gemeinde besitzt noch immer Immobilien und Anlagen. Um diese gut zu verwalten, wurde 1984 eine Stiftung ins Leben gerufen, die Stichting tot beheer van het vermogen van de VDGA (Stiftung zur Verwaltung des Vermögens der VDGA). Die Bibliothek der Gemeinde wurde der Bibliothek der Universität Amsterdam als Dauerleihgabe übergeben. Ein großer Teil steht in offener Aufstellung in dem Saal, der den Namen „Mennonitica Zaal“ trägt, und ist Teil der „Bijzondere Collecties“ der Universitätsbibliothek. Das Archiv der Gemeinde Amsterdam und frühere archivalische Sammlungen der Gemeinde wurden dem Stadsarchief Amsterdam übergeben (https://www.amsterdam.nl/stadsarchief/, Inventarnummern 1120 und 30079).

Literatur (Auswahl)

Wietskenel de Jong und Johan Pennings, Het dopers wandelboek : twee wandelingen door Amsterdam, Amsterdam  2011. - S. Groenveld, Muziek bij het Lam : orgels, organisten en orgelmuziek in de doopsgezinde Singelkerk te Amsterdam, Amsterdam 1970. - Alastair Hamilton, Sjouke Voolstra und Piet Visser (Hg.), From martyr to muppy. A historical introduction to cultural assimilation processes of a religious minority in the Netherlands: Mennonites, Amsterdam 1994. - W. E. Keenney, Development of Durch Anabaptist Thought and Practice 1539 – 1564, Nieuwkoop 1968. - Frits Kuiper und Nane van der Zijpp, Bij 't Lam, 1608–1958 : de Doopsgezinde Singelkerk te Amsterdam, Amsterdam  1959. - Albert F. Mellink, Amsterdam en de wederdopers in de zestiende eeuw, Nijmegen 1978. - Mary Susan Sprunger, Rich Mennonites, poor Mennonites: Economics and Theology in the Amsterdam Waterlander Congregation during the Golden Age, Urbana, Ill., 1993. - M. ten Bosch, Uit de geschiedenis van de „Gemeente in de zon“, 1664–1801, Amsterdam 1913. - Piet Visser, Van offer tot opera : doopsgezinden en kunst in de zeventiende eeuw: tentoonstelling ter herdenking van de 350 jaar geleden tot stand gekomen vereniging van Vlaamse, Friese en Hoogduitse doopsgezinden te Amsterdam. Katalog. Amsterdam 1989. - Alfred R. van Wijk, Plicht tot leren en plichten leren, Kampen 2007. - Samme Zijlstra, Om de ware gemeente en de oude gronden. Geschiedenis van de dopersen in de Nederlanden 1531 – 1675, Hilversum und Leeuwarden 2000.

Website: doopsgezind-amsterdam.nl

Mieke Krebber

 
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