Klaaßen, Johann

geb. am 17. März 1872 in Ladekopp, Bez. Halbstadt, Südrussland, gest. am 25. Juni 1950 in Jarkarta, Java, Indonesien; Missionar im Auftrag der niederländischen Taufgesinnten-Missionsgesellschaft in Java und Missions-Reiseprediger in Europa.

Johann Klaaßens beidseitige Großeltern waren aus Westpreußen nach Südrussland ausgewandert. Seine Eltern, Johann Klaaßen und Maria, geb. Klassen, betrieben eine kleine Landwirtschaft mit Wagnerei. Dort wuchs er im Kreis von sieben Geschwistern auf und besuchte die Dorfschule. Nach siebenjähriger kaufmännischer Ausbildung und Tätigkeit ließ er sich ab 10. September 1893 am Missions- und Prediger-Seminar St. Chrischona bei Basel/Schweiz zum Missionar ausbilden. Er folgte damit seiner Berufungsgewissheit, die er seit Jahren verspürt hatte. Schon im Kindesalter war in ihm durch eine Begegnung mit dem Missionar Heinrich Dirks und dessen Berichte über die Missionsarbeit auf Java und Sumatra der Wunsch geweckt worden, Missionar zu werden.

Nach dreijähriger Ausbildung in St. Chrischona wurde er in seiner Heimatgemeinde Petershagen am 9. Juni 1896 zum Prediger und am 16. August 1898 zum Ältesten ordiniert. Im Missionshaus der Nederlandsche Zendingsvereeniging in Rotterdam studierte er zwei Jahre lang die holländische und malaiische Sprache, sowie indische und allgemeine Missionsgeschichte. Seine Ferienzeit benutzte er für eine Kurzzeitlehre bei einem mennonitischen Apotheker in Amsterdam. Daneben widmete er sich auch der Medizin und praktizierte in Geburtshilfe und Zahnbehandlung. Zwischenzeitlich besuchte er Gemeinden in Süddeutschland, in der Schweiz, in Westpreußen und Russland. Nach der Aussendungsfeier durch das Missionskomitee in Amsterdam erfolgte die Ausreise nach Java, wo er am 6. April 1899 von Altmissionar J. A. Janß herzlich empfangen wurde.

Als Arbeitsfeld wurde ihm die Station Margaredja zugewiesen. Seine ersten Tätigkeiten bestanden in der Behandlung von Kranken und der Erlernung der javanischen Sprache. Daneben machte er viele Hausbesuche in der Kolonie (122 ha., 80 Haushaltungen), deren Verwaltung ihm am 1. Juni 1901 übertragen wurde, und übte sich in der Verkündigung des Evangeliums. Er erlebte Bekehrungen und konnte am 30. März 1902 bereits 48 Menschen durch die Taufe in die Gemeinde aufnehmen.

Zunächst noch ledig, heiratete er am 10. Juli 1903 in Margaredja seine Verlobte Magdalena Horsch aus Gelchsheim bei Würzburg, die am baptistischen Diakonissenhaus Bethel in Berlin zur Missionsschwester ausgebildet worden war und in Tübingen einen Hebammenkurs besucht hatte. Sie wurde zu seiner rechten Hand in den vielfältigen missionarischen Aufgaben. Zusammen durften sie die Geburt und das Heranwachsen von sechs Kindern erleben. Magdalena Klaaßen, geb. Horsch, starb am 27. Oktober 1929 in Heilbronn.

Durch wiederholte Malariaerkrankungen geschwächt, wurde für Johann Klaaßen 1905 die Rückkehr nach Europa notwendig. Etwas erholt, begann er 1906 in Tübingen mit dem Medizinstudium, das er 1908 zu seinem großen Schmerz abbrechen musste. Trotz bestätigter Tropentauglichkeit blieb er gesundheitlich angeschlagen, sodass er nur von 1908 bis 1910 und später noch einmal von 1923 bis 1925 Urlaubsvertretungen auf Java wahrnehmen konnte. Der Schwerpunkt seines Dienstes sollte bis 1939 der eines Missions-Reisepredigers werden, was einen festen Wohnsitz in Heilbronn und die Übernahme der deutschen Staatsbürgerschaft erforderlich machte.

Im Auftrag der Mission reiste er von Gemeinde zu Gemeinde und von einem Land zum anderen. Er warb in Deutschland und der Schweiz, im Elsaß und in Frankreich, in Holland und Westpreußen, in Polen und Russland für die Missionsarbeit. Er diente auf Missionsfesten und bei Gemeindeanlässen, bei Hausandachten und Familienbesuchen. Überall suchte er Gottes Wort zu verkündigen und aus der Missionsarbeit zu erzählen. Er warb um Liebe zum Missionswerk, um Gebetsunterstützung und finanzielle Opfer, wie auch um hingabebereite junge Männer und Frauen. Sein Dienst hat auf vielfältige Weise segensreiche Spuren hinterlassen. Durch ihn herausgefordert erkannten Hermann Schmitt vom Deutschhof bei Bad Bergzabern und Otto Stauffer aus Obersülzen/Rheinhessen sowie Daniel Amstutz aus der Schweiz ihre Berufung zum Missionsdienst. Die beiden Erstgenannten verheirateten sich später mit seinen Töchtern Helene und Martha und wurden zu seinen Schwiegersöhnen. Erwähnt werden darf hier auch Adolf Landes, Gelchsheim, der sich am Johanneum in Barmen für den Missionsdienst vorbereitete, aber 1914 als Soldat fiel. Pfingsten 1939 hatte er das Vorrecht, seine Javanen nochmals zu sehen. Von Kudus aus, wo seine Kinder lebten, besuchte er die Gemeinden. Es war ihm eine freudige Pflicht, den Patienten im Krankenhaus, wie auch den Aussätzigen und den Kindern von Jesus zu erzählen. Es war ein Höhepunkt seines Lebens, der durch den Krieg in Europa ein jähes Ende fand.

Zusammen mit allen deutschen Männern wurde er als Deutscher mit den beiden Schwiegersöhnen am 10. Mai 1940 verhaftet und interniert. Während er nach drei Monaten entlassen wurde, blieben die beiden Missionare Hermann Schmitt und Otto Stauffer weiterhin interniert und fanden beim Untergang des Schiffes, das die Internierten nach Indien bringen sollte, am 18. Januar 1942 im Indischen Ozean den Tod. Johann Klassen erlebte nun eine bedrückende, feindliche Atmosphäre. An Dienste war ebenso wenig zu denken wie an das Empfangen von Besuchern; er kam sich wie ausgeschaltet vor. Der einzige Trost war die Nähe der Töchter und der sechs Enkelkinder. Mitte Mai 1941 folgten Helene Schmitt und Martha Stauffer dem Aufruf, über China nach Deutschland zurückzukehren. Leider kamen sie nur bis Tsingtau/China, wo sie ungefähr sechs Jahre bis zu ihrer Ausreise in die USA ausharren mussten. Johann Klaaßen durchlebte zusammen mit seiner Tochter Maria Klaaßen, die als Missionsschwester ausgebildet und schon jahrelang im Missionskrankenhaus tätig war, eine Zeit großer Feindseligkeiten, Übergriffe, kommunistische Umtriebe und Guerillakämpfe. Erst nach Kriegsende im August 1945 begann er wieder mit Hausbesuchen und zu einem Hauskreis einzuladen. Erst im Sommer 1949 erhielt er erste Nachrichten aus Europa und von den Kindern aus Amerika. Als Ausdruck großer Dankbarkeit und Verehrung bereitete ihm die Gemeinde in Kelet im August 1948 aus Anlass seines fünfzigjährigen Dienstjubiläums einen unvergesslich schönen Festtag. Er war gerührt über all die Freundlichkeit und man sah, wie glücklich er sich im Kreis seiner Javaner fühlte. Mitten in den Vorbereitungen für den vorgesehenen Rückflug nach Europa erlitt er einen erneuten Schlaganfall, was schließlich am 25. Juni 1950 zu seinem Tod führte.

Eigene Beiträge

Johann Klaaßen, Selbstbiographie mit Bild, ergänzt von Maria Klaaßen, in: Mennonitischer Gemeinde-Kalender 1952, 19–40. - Der Javaner Elend und was zur Linderung in unserer Mission getan wird, in: Christlicher Gemeinde-Kalender (CGK) 1907, 112–120. - Aus dem Leben einer javanischen Christenfamilie, in: CGK 1917, 71–85. - Donorodjo, die Aussätzigenkolonie, in: CGK 1926, 58–69. - Unsere Missionskolonien, in: CGK 1928, 84–96. - Missionsarbeiter der Mennoniten-Mission auf Java, in CGK 1929, 95–105. - Einweihung der Kirche in Margakarta/Java, in: CGK 1930, 103–105. - Missionsberichte von Johann Klaaßen und anderen Missionaren, in: Mennonitische Blätter 1899–1938 und Gemeindeblatt der Mennoniten 1898–1938.

Literatur

N. N., Die holländische Mennonitische Mission, in: CGK 1892, 106. - Christian Neff, Aus unserer Mission, in: CGK 1893, 65–78. - N. N., Br. Johann Klaaßen, in: CGK 1904, 124–128. - Daniel Amstutz, Die mennonitische Java-Mission in den Kriegsjahren 1940–1948, in: Der Mennonit 1948, 29–30.

Helmut Funck

 
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