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Golterman, Willem Frederik

geb. am 14. Juni 1898 in ’s-Gravenhage, gest. am 28. Juli 1990 in Amsterdam, Niederlande; Dozent am Doopsgezind Seminarie in Amsterdam.

Willem F. Goltermann war Sohn von Hendrik Leonard Golterman, einem Grundschulleiter und Organisten der taufgesinnten Gemeinde von ’s-Gravenhage, und Jeanne Marie Smelik. Er entstammte einer niederländisch-reformierten Familie, studierte Theologie in Leiden und Amsterdam. Ab 1929 war er am Taufgesinnten Seminar eingeschrieben. Seinen Doktortitel erwarb er 1942 in Amsterdam. Er war taufgesinnter Prediger in Makkum (1932), Amersfoort (1936) und Amsterdam (1942–1947). Von 1946 bis 1951 war er Vorsitzender der →Algemene Doopsgezinde Sociёteit, zudem ab 1946 bis 1968 Hauptdozent am Taufgesinnten Seminar in Amsterdam (Praktische Theologie) und gleichfalls an der Universität von Amsterdam (Geschichte des Christentums im 20. Jahrhundert, besonders im Hinblick auf das Verhältnis der Kirchen untereinander), ab 1964 bis 1968 als Professor. Er heiratete am 26. Mai 1922 Sophia Carolina van Dijk (1897 – 1989) in ’s-Gravenhage.

Golterman arbeitete von 1919 bis 1930 beim Rat für die Arbeit in Den Haag. Er wurde von dem Haager Prediger G. Wuite, der ihn 1919 getauft hatte, zum Theologiestudium ermutigt. Neben seiner Tätigkeit als Dozent arbeitete er von 1951 bis 1953 als Sekretär der Doopsgezinde Zendings Vereniging und von 1953 bis 1960 als Studiensekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. Golterman nahm an der Gründungsversammlung des Weltkirchenrates in Amsterdam 1948 teil, an der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Evanston (1954) und an verschiedenen anderen ökumenischen Zusammenkünften, wie auch an den →Mennonitischen Weltkonferenzen von Goshen, Ind., Newton, Kans., (1948), Basel (1952) und Karlsruhe (1957).

Er wurde 1942 bei N. Westendorp Boerma mit einer Dissertation über De godsdienstwijsbegeerte van S. Hoekstra Bz. promoviert. Deutlich war, dass er bei aller Wertschätzung in verschiedener Hinsicht eine kritische Position gegenüber einer nur anthropozentrisch sittlichen Einstellung einnahm. Golterman betrachtete seine eigene mennonitische Tradition aus einer ökumenischen Perspektive, doch stellte dabei Fragen, während andere Taufgesinnte aus seinem Umfeld traditionellerweise eher geneigt waren, eine gewisse Isolierung zu befürworten und eine kritische Haltung hinsichtlich der Ökumene einzunehmen. Die Einheit der Kirche Christi stand bei Golterman immer im Mittelpunkt. Den Charakter dieser Einheit suchte er lieber in einer „corporate unity“ als in einem letztlich unverbindlichen föderativen Verband. Der Einfluss Karl →Barths, doch auch die Gedanken G. van der Leeuws auf liturgischem Gebiet und des erneuerten Apostolatsgedankens in der Niederländisch-Reformierten Kirche übten eine Anziehungskraft auf ihn aus.

Schriften über Liturgie nehmen in seinen Werken aus den fünfziger Jahren einen großen Platz ein, nicht nur wegen seiner besonderen Ehrfurcht vor dem Gottesdienst, sondern auch aufgrund seines Engagements bei der Entstehung des Doopsgezind Kanselboek (1948). Darauf gründete er sowohl seinen ersten öffentlichen Vortrag (1946) als auch ein historisch und systematisch angelegtes ökumenisches Lehrbuch, das den Titel Liturgiek erhielt (1951). Goltermans missionswissenschaftliche Schriften stehen ebenfalls im Dienst der Ökumene. In seinen Verwaltungsaufgaben auf diesem Gebiet setzte er sich regelmäßig für eine Vereinigung junger Kirchen in Missionsgebieten ein. Auch die Mennoniten sollten sich dort einfügen, wenn auch unter Beibehaltung ihrer ekklesiologischen Eigenheiten.

In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts übte er einen starken Einfluss auf dem jungen Gebiet der ökumenischen Wissenschaft aus. Persönliche Kontakte mit führenden Theologen aus vielerlei Kirchen im In- und Ausland, unter denen schon vor dem Vaticanum II auch Katholiken vertreten waren, verband er mit einem großen Wissen über jeweils aktuelle Teilgebiete. Sowohl die Entwicklungen innerhalb der katholischen Kirche als auch jene in den jungen Kirchen der Dritten Welt, ebenso ökumenische Aspekte der östlichen Orthodoxie waren Teil seines Gesichtsfeldes. Er schrieb ebenfalls über verschiedene Fragen, die in dieser Phase der Ökumene vor allem in westlich-protestantischen Kreisen diskutiert wurden. Eine starke Seite war sein Vermögen, kurz und knapp eine Anzahl von Facetten der ökumenischen Dimensionen einer bestimmten Problematik aufscheinen zu lassen. Daraus ergaben sich viele Beiträge aus seiner Feder für Lexika und Enzyklopädien.

Seine eigene theologische Stellungnahme wurde vor allem durch eine offene, ökumenisch-täuferische Haltung bestimmt. Aufgrund seiner Wertschätzung klassischer Glaubensbekenntnisse, Liturgie und ökumenischer Formen der Seelsorge (wie sein Plädoyer für eine evangelische Form der Beichte), befand er sich manchmal abseits der Hauptströmung innerhalb seiner eigenen mennonitischen Konfession, die in jenen Jahren eine eher freisinnige Haltung eingenommen hatte. Dennoch übte er Einfluss auf eine jüngere Gruppe mennonitischer Prediger aus, die sich 1957 mit einer Sammlung ekklesiologischer Aufsätze zu Doopsgezind gemeenteleven zu Wort meldeten und die Goltermann um das Vorwort gebeten hatten. Mit seiner bescheidenen, liebenswerten Haltung und seinem Einfühlungsvermögen war Golterman für viele ehemalige Schüler und andere stets ein weiser Seelsorger.

Seine Frau Cita Golterman-van Dijk wurde vor allem in ihren späteren Jahren als Dichterin bekannt. Mindestens fünf Gedichtbände aus ihrer Feder waren erschienen.

Schriften (Auswahl)

De godsdienstwijsbegeerte van S. Hoekstra Bz., Assen, 1942. - De liturgie van de eredienst, o. O. 1946). - Geloof en geschiedenis, Amsterdam 1948. - Liturgiek, Haarlem 1951. - Waarom zending?, Amsterdam, 1952. - Eén Heer, één Kerk, Nijkerk 1960. - Eenheid in de chaos der kerken, Haarlem 1962. - Wat is oecumenische theologie?, Haarlem, 1965. - Wie erzielen wir den persönlichen Glauben und Gehorsam zu Christus bei unserer heranwachsenden Jugend', in: Harold S. Bender (Hg.), Das Evangelium von Jesus Christus in der Welt. Vorträge und Verhandlungen der Sechsten Mennonitischen Weltkonferenz 1957, Karlsruhe 1958, 212–215. - Oecumenisch gesprek over de heilige doop, in : G. und J. C. Hoekendijk (Hg.), Oecumene in't vizier, Amsterdam, 1960, 63–75 – Zonder hermeneutiek geen heil voor de oecumene!, in: Spelregels. Een bundel essays over hermeneutische regels en hun toepassing in de theologie, Amsterdam, 1967, 220–241. - Weltprotestantismus und Freikirchen, in: F. von Schroeder (Hg.), Weltgeschichte der Gegenwart II, Bern und München 1963, 526–550. - Een consensus over de doop?, in: Irvin B.Horst (Hg.), De Geest in het geding Alphen a/d Rijn 1978. - Op weg naar eenheid?, in: A. Lambo (Hg.), Oecumennisme, Amsterdam 1989, 59–68. - De libertate religiosa, in: NedTT XXIII, 1968, 438–449. - Proselytisme, in: Ned TT XXV, 1971, 171–185. - Stemmen uit de Doopsgezinde Broederschap: Weerloosheid, I, 1952, 84–93. - Naar een evangelische biecht?, X,1961, 39–52. - Broederschap en zending (Mennonite, XI, 1962, 1–13).

Literatur

Algemeen Doopsgezind Weekblad (15. Juni 1968).

Nachrufe in: Algemeen Doopsgezind Weekblad vom 11. August 1990. - H. B. Kossen, In Memoriam Willem Frederik Goltermann, in: Ned TT, XLV 1990, 136 ff. - H. D. Woelinga, In Memoriam Willem Frederik Goltrmann, in: Doopsgezind Jaarboekje LXXXV, 1991, 19–22.- R. Hofman, Art. Goltermann, Willem Frederik, in: Mennonite Encyclopedia V, 349.

Alle G. Hoekema

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