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Foth, Johannes Traugott

geb. am 16. Oktober 1878 in Kurzinitz (heute Korzeniec, Polen) bei Thorn an der Weichsel, Westpreußen, gest. am 15. April 1962 in Friedelsheim (Pfalz), Deutschland; Prediger und Ältester.

Johannes T. Foth entstammt einer mennonitischen Familie, die einen bäuerlichen Betrieb auf einer Insel in der Weichsel bewirtschaftete und zur Mennonitengemeinde Obernessau gehörte. Sein Vater war Laienprediger in dieser Gemeinde. Der angestrebte Lehrerberuf blieb Johannes Foth wegen einer Handverletzung verwehrt. Jakob Mannhardt, der Prediger der Danziger Mennonitengemeinde, weckte in ihm das Interesse für eine theologische Ausbildung. So ging er 1899 für vier Jahre in die Schweiz, wo er, nachdem er sich die alten Sprachen angeeignet hatte, die Evangelische Predigerschule in Basel besuchte, eine Ausbildungsstätte pietistischer Prägung, die der Evangelischen Allianz nahe stand. Dort haben in seiner Generation mehrere Mennoniten aus Russland die Möglichkeit einer Vervollkommnung ihrer schulischen Grundlagen genutzt und ihre theologische Ausbildung erhalten.

1903 absolvierte Foth ein kurzes Vikariat in die Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona bei Pastor Hinrich van der Smissen. Unmittelbar danach wurde er von den Mennonitengemeinden →Friedelsheim und Kohlhof unweit von Ludwigshafen am Rhein zum Prediger gewählt.

Hier war er von 1904 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1955 tätig. 1904 heiratete er Martha Hege, die allerdings schon 1909 verstarb. 1921 heiratete er Henriette Fischer. Um sein schmales Predigergehalt aufzubessern, war er im Nebenberuf lange Zeit Rechner der Raiffeisenkasse Friedelsheim.

Von 1923 bis 1951 war Foth ehrenamtlich Rechner und Schriftführer der Konferenz süddeutscher Mennoniten. Dem sog. Konferenzkomitee gehörte er noch bis 1958 an. Mehr als 25 Jahre war er Vorsitzender der Jugendkommission der Konferenz und organisierte Jugendbegegnungen in der gesamten Region. In der Konferenz arbeiteten Mennoniten aus der eher liberal eingestellten →Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden (Pfalz, Rheinhessen, Rheinland, Norddeutschland, Ost-und Westpreußen) mit Gemeinden aus dem konservativer geprägten →Verband deutscher Mennonitengemeinden (Bayern, Baden, Württemberg) im süddeutschen Bereich in praktischen Fragen zusammen. In den 1930er Jahren versuchte Foth, zwischen beiden Gruppen ausgleichend zu wirken. Seiner pietistischen Prägung entsprechend hielt er auch Kontakt zu den Kreisen der Inneren Mission in der evangelischen Kirche. In der Mennonitengemeinde Deutschhof bei Bad Bergzabern an der Grenze zum Elsass übernahm er jahrzehntelang Trauungen und Beerdigungen. Die weiten Wege zwischen den Gemeinden Friedelsheim, Kohlhof und Deutschhof waren zu seiner Zeit beschwerlich und bedurften eines hohen Aufwandes an Zeit und Kraft.

Als nach dem Zweiten Weltkrieg mennonitische Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus Ost- und Westpreußen, seiner ehemaligen Heimat, in die Pfalz kamen, suchte und fand er Wege, sie in die Gemeinden zu integrieren. Von überregionaler Bedeutung ist, dass er sich maßgeblich an der Neuauflage des mennonitischen Gesangbuches im Jahr 1950 beteiligte.

Johannes Foth hat seine Gemeinden und die Konferenz der süddeutschen Mennoniten über einen langen Zeitraum hin geprägt und vor allem ihren Sinn für die Notwendigkeit überregionaler →Jugendarbeit geweckt und gestärkt.

Literatur

Fritz Foth, Johannes Foth 1878 – 1962 – aus dem Leben meines Vaters, in: Mennonitischer Gemeindekalender, Karlsruhe 1964, 44 ff. - Ders.,Johannes Foth zum Gedächtnis, in: DER MENNONIT 1962, 77 f. - Ruthild Foth, Johannes Traugott Foth (1878 bis 1962), in: Mennonitisches Jahrbuch, Karlsruhe 1997, 59 ff. - Christoph Ramstein, Die evangelische Predigerschule in Basel, in: Basler und Berner Studien zur Historischen und systematischen Theologie, Band 70, Bern 2001, 210 ff.

Akten der Konferenz süddeutscher Mennoniten befinden sich in der Mennonitischen Forschungsstelle Bolanden-Weierhof.

Rainer W. Burkart

art/foth_johannes_traugott.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/28 17:33 von 127.0.0.1

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