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Bender, Ross Thomas

geb. am 25. Juni 1929 auf einer Farm bei Tavistock, Ont., Kanada, gest. am 21. April 2011 in Goshen, Ind., USA; Lehrer, Pastor, Professor für Christliche Erziehung, Seminary Dean und Präsident der Mennonitischen Weltkonferenz von 1984 bis 1990.

Seine Eltern waren Christian K. Bender und Katie S. Bender; er war das jüngste Kind einer Familie mit vier Söhnen und einer Tochter. Am 22. Dezember 1950 heiratete er Ruth Eileen Steinmann (1931–1997). Das Ehepaar hatte zwei Söhne und drei Töchter.

Ross Bender wuchs in der Cassel Amish Mennonite Church auf, einem Ableger der East Zorra Amish Mennonite Church, die in einer ehemaligen Evangelical Mennonite Church errichtet wurde. Er wurde am 10. Oktober 1943 in Cassel von Bischof Daniel Iutzi getauft. Sein Vater, ein Leiter der Sonntagsschule seiner Gemeinde, schätzte die Bildung sehr und hatte zwei Jahre lang die Highschool zu einer Zeit besucht, als das unter den Amischen sehr selten war, und er las sein ganzes Leben lang sehr viel. Der älteste Bruder Ross Benders besuchte die Highschool fast bis zum Abschluss im Erwachsenenalter und ermunterte seine Familie, seinem jüngsten Bruder dieselbe Gelegenheit zum Schulbesuch zu bieten. Ross Bender, der keinerlei Neigung verspürte, Farmer zu werden, schloss die Highschool ab und ließ sich zum Lehrer für Elementarschulen ausbilden. Sechs Jahre lang unterrichtete er in drei Grundschulen im Oxford County (Ontario) und belegte Kurse am Toronto Teachers College (ehemals Toronto Normal School) und an der University of Western Ontario, um den Grad eines Bachelors of Arts zu erwerben. Diesen Grad erlangte er 1954 am Goshen College in Goshen, Indiana. Er verfügte über eine gute Stimme und war Mitglied eines Bender-Quartetts während dieser Studienjahre.

Von Kirchenmännern wie Nelson Litwiller ermutigt, entschieden sich Ross und Ruth Bender, das Studium am Goshen Biblical Seminary aufzunehmen, um sich auf die Missionsarbeit in Südamerika vorzubereiten. Dieser Plan schlug jedoch fehl, und so nahm Ross Bender eine Stellung an der Rockway Mennonite School in Kitchener (Ontario) als Dean of Students mit einer Teilzeitbeschäftigung in der Lehre und der Aufgabe, Studenten für diese Schule anzuwerben. Diese Stellung war für Ross Bender attraktiv, weil er hoffte, gleichzeitig in einem Team von Predigern in der Tavistock-Gemeinde arbeiten zu können, die auf der Suche nach zusätzlichen Mitarbeitern in Seelsorge und Predigtdienst waren. Nach ihrer Heirat gehörte das Ehepaar Bender zu dieser Gemeinde. Bender erwarb den Bachelor of Divinity im Dezember 1955 und den Grad eines Master of Religion im März 1956. In demselben Jahr wurde er mit einem älteren Farmer zur Ordination vorgeschlagen. Als die leitenden Ältesten den anderen Kandidaten als ungeeignet ablehnten, entstand Verstimmung in der Gemeinde und der Vollzug der Ordination wurde ausgesetzt. Ein Grund war das Missbehagen, mit dem einige Mitglieder der Gemeinde akademisch ausgebildeten Pastoren begegneten. Unerwarterter Weise trat der Leiter der Rockway Schule Mitte April 1956 zurück und Bender wurde gebeten, die Leitung der Schule zu übernehmen. Er übernahm diese Aufgabe und leitete die Schule bis 1960. 1958 wurde er an das Biblical Seminary in Goshen berufen und sollte seinen Dienst antreten, nachdem er weitere Erfahrungen als Seelsorger gesammelt und ein zusätzliches Studium absolviert hätte. Die Mennonite Conference of Ontario bestand jedoch darauf, dass er von seiner Heimatkonferenz ordiniert würde, um seine leitende Aufgabe an der Rockway Schule wahrnehmen zu können. Die Ontario Amish Mennonite Conference stimmte diesem ungewöhnlichen Verfahren 1958 zu, und er wurde an der Steinmann Mennonite Church von Bischof Ephraim Gingerich am 28. Mai 1958 für den allgemeinen Predigtdienst („for ministry at large“) ordiniert. Die Erb Street Mennonite Church lud ihn ein, als Hilfsprediger zu dienen. Das bedeutete, gelegentlich zu predigen und mit den Jugendlichen zu arbeiten. Er versah diesen Dienst bis 1960.

Mit Aussicht auf eine Lehrtätigkeit am Mennonite Biblical Seminary in Goshen ging Ross Bender 1960 an die Yale University, um dort Vorbereitungen für weiterführende Studien zu treffen, die er 1962 mit dem Grad eines Master of Arts und eines Doctor of Philosophy abschloss. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der „Rolle der zeitgenössischen Familie in der christlichen Erziehung“ aus theologischer Perspektive. Den Unterricht am Goshen Biblical Seminary nahm er noch 1962 auf. 1964 wurde er vom Goshen Biblical Seminary und den Mennonite Biblical Seminaries in Elkhart (Indiana), die schon in den Associated Mennonite Biblical Seminaries zusammenarbeiteten, zu ihrem Dean ernannt. In dieser Eigenschaft leitete er das „Dean´s Seminar“ von 1967 bis 1969, in dem ein Modell für theologische Erziehung in freikirchlicher Tradition erarbeitet wurde und das die mennonitische Ausbildung zum Gemeindedienst für eine Generation neu ordnete. Seine Bemühungen, die Ausbildungsprogramme beider Seminare miteinander zu kombinieren, gab den Anstoß dafür, dass das Goshen Seminar auf den Campus nach Elkhart wechselte und beide Seminare enger zusammenwuchsen. Bender war Dean dieser Seminare bis 1979. Bis zum Eintritt in den Ruhestand 1996 unterrichtete er auch in Christlicher Erziehung und nahm die Leitung des Institute of Mennonite Studies wahr, die er 1991 übernommen hatte. 1996 wurde er zum Dean Emeritus of Associciated Mennonite Biblical Seminary ernannt.

Ross T. Bender übernahm auch mehrere Arbeitsaufträge für seine mennonitische Konferenz. Von 1961 bis 1971 arbeitete er in der Mennonite Commission of Christian Education mit und übernahm 1963 deren Leitung. Nach der Neuordnung der Mennonite Church 1971 wurde er Exekutivsekretär des neuen Mennonite Board of Congregational Ministries (1972–1974). Moderator der Mennonite Church war er von 1981 bis 1983 und arbeitete in deren Exekutivausschuss von 1979 bis 1985. Von 1984 bis 1990 war er auch Präsident der →Mennonitischen Weltkonferenz. Das bot ihm die Gelegenheit, sich an einem weitgespannten Geflecht ökumenischer Beziehungen zu beteiligen. Er reiste 1988 zur Jahrtausendfeier des Christentums in Russland und war an der Leitung der theologischen Gespräche zwischen der Mennonitischen Weltkonferenz und dem Baptistischen Weltbund von 1982 bis 1992 mit beteiligt. Während einer sechsjährigen Freistellung von seinen Pflichten in Elkhart diente er als Pastor der Glennon Heights Mennonite Church in Colorado (1984–1989).

In allen Funktionen, die Ross Bender wahrnahm, wurde er wegen seines einfühlsamen Leitungsstils und seines kreativen Denkens geschätzt. Er war wegen seines sanften Humors bekannt, den er oft auch gegen sich selbst richtete. In den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens war er auf Grund seines Leidens an der Parkinson-Krankheit immer weniger in der Lage, an den Aktivitäten seiner Kirche und des Seminars teilzunehmen. Sein Interesse an Kirche und Seminar blieb aber bis zum Ende ungebrochen. Ross und Ruth Bender sind auf dem Violett-Friedhof in Goshen, Indiana, beerdigt.

Schriften (Auswahl)

The People of God, Scottdale, Pa., 1971. - Christians in Families: Genesis and Exodus. Scottdale, Pa., 1982; span.: Cristianos En Familias: Genesis Y Exodo, mit M. M. J. Padilla, Cuidad Guatemala 1982. - Mit Alan P. F. Sell, Baptism, Peace, and the State of the Reformed and Mennonite Traditions, Waterloo, Ont., 1991. - Education for Peoplehood: Essays on the Teaching Ministry of the Church, Elkhart, Ind., 1997. - Tending and Mending the Creation: My Experience with Parkinson Disease, Goshen, Ind., 2007.

Autobiographische Aufzeichnungen: Growing up in Cassel, Mai 2005, Web. 17. Juli 2011 http://rossbender.org/Cassel.pdf.

Literatur

Ross T. Bender, Interview by Sam Steiner, Waterloo, Ont. (28. Mai 1991). - Wray L. Bender und D. C. Bender, A History of the Tavistock Mennonite Church, 1942–1992, Tavistock, Ont., 1992. - Samuel J. Steiner, Lead Us on: A History of Rockway Mennonite Collegiate 1945 – 1995, Kitchener, Ont., 1995.

Archivmaterial

Ross T. Bender papers, Archives of the Mennonite Church (Goshen). Hist. Mss. 1–353. Web. 16, July 2011: →http://www.mcusa-archives.org/personal_collections/BenderRoss.html.

Nachrufe

Mary E. Klassen, Church Adminstrator known for caring approach, gentle humour, in: Canadian Mennonite 15, 10,16. Mai 2011, 28. - Ross T. Bender, in: Waterloo Region Record, 25. April 2011, B 7.

[Dieser Artikel wurde mit freundlicher Erlaubnis von www.gameo.org/ übernommen und aus dem Englischen übersetzt].

Sam Steiner

art/bender_ross.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/28 17:33 von 127.0.0.1

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