Fundamentalismus

Bei dem Phänomen des religiösen Fundamentalismus handelt es sich um eine militant-konservative Form der Religionsausübung, deren Ziel es ist, grundlegende, eben „fundamentale“ Lehren zu definieren und zu verteidigen sowie dem religiösen und kulturellen Pluralismus Einhalt zu gebieten oder ihm zumindest zu widerstehen. Etwas spezifischer formuliert, kann Fundamentalismus als moderne religiöse Antwort auf die Moderne selbst verstanden werden. Doch anders als traditionalistische Gruppierungen wie beispielsweise chassidische Juden, Amische oder Russian Old Believers, die ihre sektiererischen Traditionen um ihrer selbst willen erhalten und darauf bedacht sind, sich von der (säkularen) Gesellschaft abzusondern, bedienen sich Fundamentalisten (jeglicher Glaubensrichtung) rationaler Logik und moderner Kommunikationsmittel, um konservative Lehren und Anti-Säkularismus aktiv zu verbreiten. Fundamentalisten rekonstruieren traditionelle Lehren auf neue Art und Weise, benutzen innovative Medien, um ihre Polemik besser zu präsentieren, und bedienen sich der Sprache gegenwärtiger Wissenschaft, um so die Ergebnisse modernen Denkens anzufechten (z. B. Kreationismus). Obwohl fundamentalistische Strömungen mittlerweile sowohl innerhalb des Judentums, als auch des Islam und des Hinduismus existieren, kam das Phänomen des Fundamentalismus erstmals im Christentum während des späten 19. Jahrhunderts auf, als Christen – vor allem Protestanten in Europa (Großbritannien) vornehmlich aber in Nordamerika – zunehmend mit den Konsequenzen des Säkularismus, der modernen Wissenschaft und dem kulturellen Pluralismus zu kämpfen hatten. Der Begriff „Fundamentalismus“ geht auf den Baptisten C. L. Laws zurück (1920). Unter Mennoniten entfaltete der Fundamentalismus seinen größten Einfluss in Nordamerika; doch fundamentalistische Lehren und institutionelle Konflikte wirkten sich ebenfalls auf die internationale Missionsarbeit aus und hinterließen deshalb auch einen Eindruck in Übersee.

1. Fundamentalismus und das Christentum in Nordamerika

Der Wunsch, die führende Rolle des Protestantismus in Nordamerika aufrechtzuerhalten, während die Gesellschaft durch Immigrationswellen und intellektuelle Denkanstöße neu geformt wurde, motivierte liberale Protestanten, ihre Überzeugungen allgemeinverständlich zu formulieren, um die Zustimmung möglichst vieler Menschen zu erreichen. Die später sogenannten Fundamentalisten reagierten auf den aufkommenden Pluralismus und das damit verbundene Bedrohungsszenario – dass der Protestantismus zur religiösen und kulturellen Minderheit werden könnte – mit einer militanten Form konservativer Theologie, die sehr eigentümlich definiert wurde und oftmals mit leidenschaftlicher Verteidigung traditioneller Moral einherging. Die Fundamentalisten lehnten sowohl Bibelkritik als auch Evolutionsbiologie und nicht zuletzt die optimistischen Reformanstrengungen der Liberalen entschieden ab. Eine international verbreitete Serie von neunzig Essays, die unter dem Titel The Fundamentals: A Testimony to the Truth zwischen 1910 und 1915 veröffentlicht wurde, verschaffte der Bewegung weit gestreute Aufmerksamkeit. Bekannt wurde der Fundamentalismus u. a. für seine Hervorhebung von Lehren wie Jungfrauengeburt und leibhaftige Auferstehung Jesu Christi, literarische Irrtumsfreiheit der Bibel oder stellvertretendes Sühneopfer Jesu Christi. In einigen Fällen wurde auch dispensationalistische Eschatologie zu den Grundlagen des Glaubens gezählt. Außerdem ist für den Fundamentalismus der militante Ton charakteristisch sowie das Bestreben, Evolutionstheorie und wissenschaftliche Kritik an der Bibel zu widerlegen.

In den späten 1920er Jahren, im Anschluss an eine Reihe in der Öffentlichkeit ausgetragener Kämpfe um die Kontrolle der großen protestantischen Glaubensgemeinschaften, waren Fundamentalisten aus den meisten Verantwortungspositionen der großen protestantischen Bildungsstätten in Kanada und den USA ausgeschlossen worden und begannen damit, ihrerseits neue Institutionen und Medien zu gründen, um ihre Botschaft weiterzuverbreiten. In den 1950er Jahren verbanden sie zunehmend ihre Anliegen mit antikommunistischen Bestrebungen und der generellen Kritik an einer Mitte-links-Politik. Am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind protestantische Fundamentalisten in den USA und einigen Regionen Kanadas noch immer kulturell und politisch sehr einflussreich. Fundamentalisten lehnen für gewöhnlich die ökumenische Bewegung ab, da in dieser ihrer Meinung nach allzu liberale Gruppen wirksam sind.

2. Erste Begegnungen der Mennoniten mit dem Fundamentalismus

Berücksichtigt man die nachdrückliche Agenda des frühen Fundamentalismus und den Einsatz von Veröffentlichungen, Bibelinstituten und Radio, um dessen Botschaft zu verbreiten, so ist es nicht verwunderlich, dass der Fundamentalismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts einigen Einfluss auf die Mennoniten ausübte. Für manche Mennoniten ließ sich der Fundamentalismus hervorragend mit ihrem täuferischen Hang zum Biblizismus verbinden. Andere Mennoniten wurden möglicherweise eher von der kulturellen und institutionellen Einstellung der Fundamentalisten angezogen (s. unten Diskussion um die Auswirkungen des Fundamentalismus auf die Mennoniten). In jedem Fall besuchten um 1900 junge Mennoniten, die sich in innerstädtischen Missionswerken engagieren wollten, fundamentalistisch ausgerichtete Schulen wie beispielsweise das Moody Bible Institute in Chicago, das Bible Institute in Los Angeles oder die Toronto Bible Training School. Laien abonnierten zuweilen The Sunday School Times, die ausdrücklich fundamentalistische Positionen vertrat. John Horsch (1867–1941), ein einflussreicher mennonitischer Publizist, der als junger Mann aus Deutschland emigriert war, veröffentlichte 1921 eine aufsehenerregende Kritik am Modernismus. Sein Buch Modern Religious Liberalism: The Destructiveness and Irrationality of the New Theology war insbesondere in (nicht-mennonitischen) fundamentalistischen Kreisen sehr beliebt.

Während einige mennonitische Fundamentalisten – wie Horsch – sehr streitlustig waren, akzeptierten andere, wie beispielsweise der kanadische Bischof S. F. Coffman, die theologischen Schwerpunkte des Fundamentalismus, übernahmen allerdings nicht dessen harten Tonfall. Coffman war Ireniker und attackierte niemanden, der ihm nicht zustimmen mochte.

Ein fundamentalistisches Religionsverständnis zeigt sich auch in den 18 Punkten der Erklärung christlicher Grundsätze, die 1921 von der altmennonitischen Kirche angenommen wurde. Die Erklärung beginnt mit den typisch-fundamentalistischen Redewendungen zur „vollkommenen und verbalen Inspiration der Bibel“ und beinhaltet vornehmlich fundamentalistische Überzeugungen neben wenigen Elementen, die erkennbar mennonitisch sind. Acht Jahre später begann George R. Brunk I. (1871–1938), ein Kirchenführer der Mennoniten im US-Bundesstaat Virginia, mit der Ausgabe einer erklärtermaßen fundamentalistischen Zeitschrift namens The Sword and Trumpet, in welcher er jeden Anflug von Liberalismus in den Schriften anderer Mennoniten angriff. In einer der großen nationalen mennonitischen Gemeindekonferenzen in Nordamerika, der General Conference (GC), drängten Fundamentalisten dazu, aus der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (Federal Council of Churches) auszutreten, und stellten die dogmatische Orthodoxie einiger Missionare und Hochschulprofessoren in Frage. In mennonitischen Gruppierungen waren die Debatten am hitzigsten, in denen es um die Bedeutung des Dispensationalismus ging. (Mit „dispensationalism“ wird die Vorstellung von einer Zeit vor dem Tausendjährigen Reich Jesu Christi auf den Begriff gebracht und scharf zwischen der Kirche und dem Reich Gottes unterschieden). Diese Vorstellung wurde von vielen Fundamentalisten vertreten, jedoch von einigen Mennoniten heftig kritisiert, weil sie es ablehnten, die Lehren Jesu nur für ein noch nicht angebrochenes, zukünftiges Zeitalter gelten zu lassen.

Tatsächlich stand der Fundamentalismus im Zentrum vieler denominationeller und institutioneller Konflikte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zwischen 1915 und 1931 traten sieben Präsidenten mennonitischer Colleges von ihrem Amt zurück – zumindest teilweise – aufgrund von theologischen Konflikten, die im Fundamentalismus wurzelten. Im Jahr 1923 schafften es Fundamentalisten der altmennonitischen Kirche, das mennonitische Goshen College zu schließen. Dieses College wurde ein Jahr später wiedereröffnet, nun allerdings mit völlig neuem Lehrpersonal, das für ausreichend konservativ erachtet wurde. Fundamentalisten aus der General Conference (GC) und den Mennoniten-Brüdergemeinden gründeten neue Schulen, um jene zu ersetzen, die dem Liberalismus verfallen zu sein schienen. So rief der GC-Pastor Cornelius H. Suckau (1881–1951) im Jahr 1943 das Grace Bible Institute in Nebraska ins Leben als eine fundamentalistische Alternative zu bereits bestehenden Institutionen der Mennoniten in der Umgebung. Ein Jahr später öffnete das Pacific Bible Institute, das von Fundamentalisten der Mennoniten-Brüdergemeinde in Kalifornien mit derselben Absicht gegründet wurde, seine Pforten.

3. Diskussion um die Auswirkungen des Fundamentalismus auf die Mennoniten

Wie ist die Anziehungskraft und Rolle des Fundamentalismus unter nordamerikanischen Mennoniten zu beurteilen? Gegen Ende des 20. Jahrhunderts missbilligten die meisten mennonitischen Wissenschaftler den Fundamentalismus und sahen im fundamentalistischen Einfluss eine unglückliche Fremdeinwirkung, die der mennonitischen Tradition nicht bekommen sei. Neuerdings hat der Historiker Nathan E. Yoder darauf hingewiesen, dass derartige Urteile leicht zu Überspitzungen neigen und zu bedenken sei, dass Mennoniten den Fundamentalismus oftmals in ihrem eigenen Sinne umformuliert bzw. sich zunutze gemacht hätten – eine Situation, die sich einem eindeutigen Urteil entzieht (Nathan E. Yoder, Mennonite Fundamentalism, 1999).

Eine ausgewogene Interpretation legte der Historiker Paul Toews vor (Paul Toews, Mennonites in American Society, 1996, Kap. 3). Er erkannte drei Wege, auf denen der Fundamentalismus den Mennoniten im frühen 20. Jahrhundert begegnete. Zunächst hätten einige Mennoniten den Fundamentalismus als ein Mittel begrüßt, um ihre abgesonderte Glaubensgemeinschaft in eine Mainstream-Denomination zu überführen. →Denominationen waren Kirchen, die allgemeine Anerkennung bei der Bevölkerung genossen, weil sie sich in ihrem Umfeld aktiv engagierten und klar ausformulierte theologische Standpunkte vertraten. Der Fundamentalismus bot ein klares Schema, um theologische Lehren für Außenstehende bündig zu systematisieren, und unterhielten darüber hinaus Institutionen (Schulen und Missionsstationen), die nach außen gerichteten Aktivismus ermöglichten. So gesehen kann der Fundamentalismus als progressive Kraft verstanden werden, die es den Mennoniten gestattete, ihr konfessionelles Erbe mit neuen denominationellen Wünschen zu vereinbaren.

Des Weiteren kann Fundamentalismus als defensives Instrument der mennonitischen Konservativen gesehen werden, mit dessen Hilfe (durch Sprache und kraftvolle Rhetorik) es ihnen gelang, ihre traditionellen Praktiken aufrechtzuerhalten. Diese Mennoniten fügten der Liste ihrer „fundamentals“ noch die Wehrlosigkeit, das Verweigern des Eides und in manchen Fällen sogar die Kopftuchpflicht für Frauen hinzu und verteidigten diese als nicht verhandelbare Dogmen. Diese Fundamentalisten – wie z. B. George R. Brunk – waren der Meinung, sie seien fundamentaler als andere protestantische Fundamentalisten und kritisierten jene dafür, dass sie zwar Genesis 1, nicht aber Matthäus 5–7 dem Wortsinn nach lasen.

Ein dritter Weg, die Wirkung und Funktion des Fundamentalismus zu verstehen, konzentriert sich auf die Rolle, die die fundamentalistische Bewegung bei der Vermittlung kultureller Veränderung spielte. Für die Mennoniten betrifft das insbesondere Personen mennonitischen Glaubens, die im 20. Jahrhundert aus dem russischen Zarenreich und der Sowjetunion nach Nordamerika emigrierten. Diesen fiel es mitunter schwer, einen Platz im englischsprachigen religiösen Umfeld zu finden, das aus ihrer Sicht womöglich ihre Kultur bedrohte. Kanadische Migranten mit Mennoniten-Brüder-Hintergrund schätzten beispielsweise die fundamentalistische Kritik an der „weltlichen“ Populärkultur und sahen im Fundamentalismus einen angemessenen Standpunkt, der ihnen im Prozess der kulturellen Anpassung sowohl ermöglichte, sich zu integrieren, als auch, abseits zu stehen. An nicht-mennonitischen fundamentalistischen Bibelschulen beispielsweise konnten sich junge Mennoniten mit englischen Positionen hinsichtlich Bekehrung und Mission vertraut machen, für die sich die nordamerikanischen →Mennoniten-Brüdergemeinden schon länger einsetzten.

4. Mennoniten und Fundamentalismus in jüngerer Zeit

In den 1940er Jahren richtete das wiedererwachte Interesse am Täufertum des 16. Jahrhunderts die theologischen Gespräche der nordamerikanischen Mennoniten neu aus. Dieser Einschnitt wird oft mit der programmatischen Anabaptist Vision in Verbindung gebracht, die Harold S. →Bender (1897–1962) zur Diskussion stellte. Historische Quellen aus der Reformationszeit ersetzten die Themen der 1910er Jahre als Bezugspunkte von Theologie und kirchlichem Leben. Bender bezeichnete den Fundamentalismus 1955 als „äußeren Einfluss“, der das mennonitische Bekenntnis zum Pazifismus bedrohte (Harold S. Bender, Outside Influences on Mennonite Thought, 45–48). Der Fundamentalismus unter Mennoniten ist allerdings noch nicht verschwunden. In manchen Fällen scheint die Identifikation mit dem Fundamentalismus jeglichen ausgeprägten Sinn des Mennonitseins zu überwältigen, und einige Gemeindeverbände, die tief vom Fundamentalismus beeinflusst wurden, gaben ihre mennonitische Identität nach außen auf und identifizierten sich fortan vollständig mit Gruppen und Überzeugungen der größeren protestantischen Bewegung. So benannten sich 1987 die „Bruderthaler Mennonites“ in Kanada in „Fellowship of Evangelical Bible Churches“ um und traten aus dem kooperativen Verhältnis mit dem mennonitischen Hilfswerk, dem →Mennonite Central Committee, aus. In ähnlicher Weise wurde in den 1990er Jahren aus C. H. Suckaus (s. o.) „Grace Bible Institute" die „Grace University“. Fortan fungierte die Universität als nicht-konfessionelle Hochschule, die ihre mennonitischen Wurzeln kaum erkennen ließ.

Doch die meisten fundamentalistisch-geprägten Mennoniten glaubten nicht, dass fundamentalistische Überzeugungen das Aufgeben der täuferischen Identität zur Folge hat. Viele Mitglieder der Conservative Mennonite Conference, der Biblical Mennonite Alliance oder der (Auto fahrenden) Beachy Amish Mennonites fühlen sich beispielsweise durchaus wohl damit, beide – die mennonitische und die fundamentalistische – Identität zu beanspruchen und halten die entsprechenden Theologien für kompatibel. George R. Brunk II (1911–2002) gründete 1984 die Fellowship of Concerned Mennonites (FCM) als Dachorganisation für diejenigen, die liberalen Entwicklungen innerhalb der großen mennonitischen Konferenzen und Institutionen entgegentreten wollten. Die für gewöhnlich behandelten Themen des FCM waren die Autorität der Bibel, die Existenz der Hölle, Opposition zur Frauenordination und Bedenken gegenüber freizügigem sexuellen Verhalten. Im späten 20. Jahrhundert traten einige Dutzend Gemeinden aus der großen Mennonite Church Canada und der Mennonite Church USA aus, weil sie liberale Tendenzen befürchteten. Eine Konsequenz daraus ist, dass – wie eine von der Mennonite Church USA 2006 beauftragte Studie ergab – nur sechs Prozent deren Mitglieder nunmehr „fundamentalistisch“ als das Wort auswählten, das ihre religiöse Identität am besten beschreibt. Etwas üblicher bleibt der Fundamentalismus wohl in Kreisen der Mennoniten-Brüdergemeinde.

5. Fundamentalismus unter Mennoniten in Europa, Afrika, Südamerika und Asien

Unter den europäischen Mennoniten setzte sich fundamentalistisches Gedankengut vor allem in den Regionen vorübergehend fest, in denen die Gemeinden sich von erwecklichen Frömmigkeitsbewegungen prägen ließen (Schweiz, Frankreich, Süddeutschland und Ukraine). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden fundamentalistische Ansätze von nordamerikanischen Mennoniten erneuert und verstärkt, die in Westeuropa diakonisch und evangelistisch im Einsatz waren. In Deutschland sind es gegenwärtig vor allem die Aussiedler der Mennoniten-Brüdergemeinden aus Russland, die fundamentalistische Einstellungen weiter pflegen.

Eine Studie aus dem Jahr 2008, in der elf mennonitische Gruppen in Asien, Afrika und Lateinamerika untersucht werden (vgl. Conrad L. Kanagy, Winds of the Spirit, 2012), zeigte, dass in jenen Kirchen Gedankengut präsent ist, das mit westlichem Fundamentalismus assoziiert wird. Auch wenn kein Zweifel daran besteht, dass fundamentalistische Überzeugungen vonseiten vieler Missionare in der Vergangenheit die theologische Orientierung dieser Kirchen bis heute beeinflussen, so verhindern doch die kulturellen und kontextuellen Eigenheiten dieser Kirchen, die sie von ihren nordamerikanischen Glaubensgeschwistern unterscheiden, einfache Bewertungen hinsichtlich des Fundamentalismus unter Mennoniten in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Der religiöse Fundamentalismus bildete sich als eigenständige Bewegung um die Wende zum 20. Jahrhundert unter Protestanten westlicher Gesellschaften heraus, dessen Impulse und Vorstellungen bemerkenswert stabil und anpassungsfähig blieben. In einigen Fällen nutzten Mennoniten den Fundamentalismus für eigene Zwecke und unter eigenen Bedingungen; sie waren davon überzeugt, den Glauben verantwortungsvoll zu verteidigen. In anderen Fällen wurden sie aber offenbar dazu verleitet, bestimmte mennonitische Überzeugungen zu verwerfen. Auf die eine oder andere Weise setzten sich die Mennoniten mit der Beziehung von Glaube und Kultur auseinander, was zweifelsohne ein fortdauerndes Interesse des Täufertums ist.

Bibliografie (Auswahl)

J. Barr, Fundamentalismus, München 1981. - Harold S. Bender, Outside Influences on Mennonite Thought, in: Mennonite Life, January 1955, 45–48. - John Horsch, Modern Religious Liberalism: The Destructiveness and Irrationality of the New Theology. Fundamental Truth Depot, Scottdale, PA, 1921). - Conrad L. Kanagy et al., Winds of the Spirit: A Profile of Anabaptist Churches in the Global South, Harrisonburg, VA, 2012. - George M. Marsden, Fundamentalism and American Culture, rev. Aufl., New York 2006. - Martin E. Marty and R. Scott Appleby (Hg.), The Fundamentalism Project, 5 Bde., Chicago, Ill., 1991–1995. - E. R. Sandeen, The Roots of Fundamentalism, Chicago 1970. - Rodney J. Sawatsky, History and Ideology. American Mennonite Identity Definition Through History, Kitchener, Ont., 2005. - The Sword and Trumpet [Zeitschrift], 1929–1938, 1943 ff. - Paul Toews, Mennonites in American Society, 1930–1970: Modernity and the Persistence of Religious Tradition, Scottdale, PA, 1996. - Nathan E. Yoder, Mennonite Fundamentalism: Shaping an Identity for an American Context, Ph. D. Dissertation, University of Notre Dame, Notre Dame, IN, 1999.

Steven M. Nolt

 
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