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La Chaux-d'Abelberg – La Ferrière

1. Vorgeschichte

Die Gemeinde La Chaux-d'Abelberg ist aus einer Trennung in der Gemeinde →La Chaux-d'Abel im Jahr 1930 hervorgegangen. Die genaue Ursache der Trennung ist nicht bekannt. Es werden wohl persönliche Rivalitäten wie auch theologische Beweggründe gewesen sein. Die Rivalitäten waren besonders zwischen Gottlieb Loosli einerseits und David Geiser sowie August Bühler andererseits zu beobachten. Unterschiede gab es im Tauf- und Abendmahlverständnis, sowie im gesellschaftspolitischen Verständnis und in der Gemeindezucht. David Geiser betonte die Heiligung und vollzog nur die Untertauchtaufe. Am Abendmahl sollten nur bewusst wiedergeborene Gläubige teilnehmen. Wenn es Spannungen in der Gemeinde gab, wurde das Abendmahl manchmal nicht angeboten, so dass es Jahre ohne eine Abendmahlsfeier gab. Geiser sträubte sich auch gegen die Führung eines Kirchenregisterbuches, um etwaige Verfolgungen zu erschweren. Auch beklagte er, dass die Bezeichnung „Wehrlose“ aus dem Namen der Schweizer Konferenz (Altevangelische Wehrlose Taufgesinnten-Gemeinden) gestrichen wurde.

2. Versammlungsort der Gemeinde

Die Gemeinde Chaux-d'Abelberg versammelte sich im Hause der Familie Jungen, genannt „im Loch“, wo schon seit vielen Jahren Gottesdienste stattfanden. Der Gottesdienstort in Les Pruats bei der Familie Abplanalp blieb mit der Gemeinde La Chaux-d'Abel Kapelle verbunden. Zu Beginn der Gemeinde Chaux-d'Abelberg gehörten außer den Verwandten von David Geiser nur wenige andere Familien dazu, unter anderem die Familien August Bühler und Isaak Sommer. David Geiser-Tschanz war der Älteste und Samuel Geiser-Geiser Prediger. Samuel Geiser wurde von seinem Amt enthoben. Der Gottesdienst fand ein bis zweimal monatlich statt. David Geiser predigte sehr häufig in anderen Gemeinden, auch in Deutschland (Westpreußen) und Frankreich. Seit 1929 war er bis zu seinem Tod 1948 auch Ältester der Gemeinde Saint-Genis, im Pays de Gex, Frankreich. Die Gemeinde Saint-Genis war von seinem Bruder Abraham Geiser gegründet worden.

Diakon der Gemeinde war Isaak Jungen, ein Neffe David Geisers, eine prägende und aufgeschlossene Person. Er war zu dieser Zeit einer der wenigen Mennoniten, die ein politisches Amt ausübten. Er gehörte viele Jahre dem Gemeinderat der politischen Gemeinde Sonvilier an, wo er das Amt des Gemeinderechners innehatte. In seinen Fürbittgebeten dachte er stets an die Verantwortlichen in der Staatsführung. Durch die vielen Auslandskontakte David Geisers konnte die Gemeinde öfters Gastprediger willkommen heißen: wie Jakob Kroeker, Christian →Neff, Christian Schnebele aus Deutschland, Emile Krémer aus Frankreich, die Evangelisten Georg Steinberger und Walter Jack. David Geiser war ein geschätzter Redner der Glaubens- und Erweckungskonferenz auf dem Bauernhof der Familie Meister bei Grünenmatt im Emmental.

3. Theologische Grundlage und Orientierung

Als Grundlage des Glaubens, der Theologie, der Gemeindearbeit, der Nachfolge Christi diente die Heilige Schrift. David Geiser ging es nicht um ein wörtliches Wahrnehmen des geschriebenen Wortes, sondern um die Auslegung eines tieferen, erklärbaren Sinns. Die Heilige Schrift und ihre unzerstörbare Autorität ist darum keine geistlose Vergötterung des Buchstabens. Ohne die Wirkung des Heiligen Geistes kann der menschliche Verstand die Schrift nicht verstehen und ist die Nachfolge Christi nicht möglich. Die Heilige Schrift offenbart den Heilsplan Gottes. Die Mitte heilsgeschichtlichen Geschehens ist Jesus Christus.

Die Gemeinde ist die Gemeinschaft derer, die das Heil, die Gnade, den Glauben empfangen haben und die Gottes Geist dazu beruft, sich von der Sünde abzuwenden und Jesus Christus als Herrn zu bekennen. Die Taufe ist nach dem Bekenntnis des Glaubens zu empfangen und Christus nachzufolgen. Nachfolge Christi bewährt sich im alltäglichen Leben und hat Auswirkungen in der Gesellschaft. Das Gemeindeleben orientiert sich an der biblischen Vorstellung des allgemeinen Priestertums.

4. Die verwaiste Gemeinde nach dem Tod David Geisers

Der unerwartete Tod David Geisers im November 1948 hat in der Gemeinde eine große Lücke hinterlassen. Der Älteste David Lerch der Mennonitengemeinde Cortébertberg (ein Freund David Geisers) hat die verwaiste Gemeinde bis 1955 versorgt. 1952 wurde Otto Geiser zum Prediger berufen und 1957 zum Ältesten, sowie Gottlieb Sommer und Robert Tramaux zu Predigern. 1962 wurde Robert Tramaux zum Ältesten ordiniert, Daniel Sommer zum Prediger und 1967 auch Daniel Geiser.

5. Neuer Versammlungsort der Gemeinde

1956 hat die Gemeinde den entscheidenden Schritt vollzogen, in La Ferrière für ihre Veranstaltungen ein Lokal zu mieten. Es entstand ein reges Gemeindeleben. Ein Chor, ein Gitarrenchor, Posaunenchor, Gebets- und Bibelstunden fanden in der Woche statt und am Sonntag Gottesdienste. Im Herbst 1956 wurde zum ersten Mal mit anderen Kirchgemeinden eine Evangelisation durchgeführt, die in den kommenden Jahren regelmäßig einmal jährlich stattfand. Die Veranstaltungen wurden in Deutsch und Französisch durchgeführt.

Die Gemeinde hat 1969 zum ersten Mal Satzungen erarbeitet und gab sich den Namen „Église évangélique mennonite de La Ferrrière“. Im früheren Versammlungsraum Chaux-Abelberg wurde zusammen mit der Evangelischen Gesellschaft nur noch am 3. Sonntag im Monat ein Gottesdienst in deutscher Sprache abgehalten.

In den kommenden Jahren nahmen mehrere Gemeindeglieder einen Missions- bzw. Sozialdienst in anderen Kirchen oder Missionswerken an, ebenso verließen einige Gemeindeglieder durch Umzug die Gemeinde. Die Mitglieder, die im →Vallon de St. Imier wohnten, schlossen sich der neugegründeten Gemeinde in Cormoret an.

Im Jahr 1975 kam es zu einer Trennung zwischen den deutsch- und den französischsprechenden Mitgliedern. Die Frage der Sprachen hat stark dazu beigetragen, doch sie war nicht die einzige Ursache der Trennung. Es gab sehr persönliche wie theologische Gründe. Die Verantwortlichen der deutschen Gruppe waren kaum an Beziehungen zur →Konferenz der Mennonitengemeinden der Schweiz interessiert. Sie neigten mehr dazu, Beziehungen zu evangelikal-konservativen wie charismatischen Gemeinden zu pflegen.

6. Eine französischsprachige Mennonitengemeinde entsteht

Die neue französische Gemeinde kaufte 1976 ein Haus, in dem sie ein schönes Versammlungslokal herrichtete. Am 1. Mai 1977 wurde der Raum eingeweiht. Obwohl die Gemeinde weniger als dreißig Mitglieder zählt, ist das Gemeindeleben sehr rege. Sie unterstützen mehrere Glaubensgeschwister, die in einer Missionsarbeit und im Hilfswerk der KSM tätig sind.

Die Gemeinde pflegt gute Beziehungen zur Reformierten Kirche wie zur ökumenischen Arbeit in der Region. Im Laufe der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nahm die Zahl der Gemeindeglieder stetig ab. Zu Beginn der neunziger Jahre ist besonders zum Wohl der wenigen Kinder und Jugendlichen eine Zusammenarbeit mit der Schwestergemeinde →Les Bulles angestrebt worden. 1993 und 1994 fanden auch offizielle Gespräche mit Verantwortlichen jener Gemeinde statt. 1994 wurden die Gemeindeaktivitäten um die Hälfte reduziert. Schließlich musste sich die Gemeinde am 25. Februar 1995 auflösen, und es wurde den Mitgliedern empfohlen, sich der Église évangélique mennonite Les Bulles (bei La Chaux-de-Fonds) anzuschließen. Daniel Sommer wurde auch in dieser Gemeinde als Ältester willkommen geheißen. Das Gebäude in La Ferrière wurde 1998 verkauft.

Literatur

Olivier Bühler; La Chaux-d'Abel, Semesterarbeit am Theologischen Seminar Bienenberg (2004). - Ernst O. Loosli, Schule La Chaux-d'Abel, in: Mennonitica Helvetica 21/22, 1998/99, 97 – 145. - H. G. Mannhardt im Jahrbuch der altevangelischen Taufgesinnten oder Mennoniten (1888), 40. - Protokolle und Procès-verbaux der Mennonitengemeinde Chaux-d'Abelberg und der Église évangélique-Mennoniten de La Ferrière, von 1957 bis 1998. - Charly und Claire-Lise Ummel, L'Eglise anabaptiste en pays neuchâtelois, in: Mennonitica Helvetica 17, 1994, 85–89 und 108–110. - TRAIT D'UNION – Trimestrielle Mitteilungen der Église Evangélique Mennonite, La Ferrière, von 1967 bis 1971. - Statuten der Église Evangélique Mennonite La Ferrière,1969. - Werner Tramaux, Le point de vue d'un membre de l'Église,Villeret 1975. - Ders., Inauguration d'un nouveau lieu de culte (1977), in: Rapport de l'Église évangélique mennonite de La Ferrière, lors de l'assemblée de la « Conférence mennonite » le samedi, 7 octobre 1978 à Jean-Gui, Villeret 1978.

Daniel Geiser-Oppliger

 
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