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Schöffer (der Jüngere), Peter

geb. zwischen 1475 und 1480 in Mainz, Deutschland, gest. im Januar 1547 in Basel (Schweiz); Buchdrucker.

Peter Schöffer wurde als dritter Sohn des Druckers Peter Schöffer d. Ä. (Mainz) und seiner Ehefrau Christina Fust geboren. Wohl im Umfeld seiner väterlichen Druckerei erlernte er die Fertigkeit des Stempelschnitts und betätigte sich deshalb nicht nur als Buchdrucker, sondern zeitlebens auch als Schriftschneider und Schriftgießer. Um 1510/11 ist er erstmals als eigenständiger Buchdrucker in Mainz in den Quellen greifbar. Bis 1518 sind ca. 25 von ihm in Mainz hergestellte Drucke nachweisbar. In den letzten Jahren seiner Mainzer Tätigkeit druckte er auch Spottschriften aus den Humanistenkreisen um Ulrich von Hutten und Hermann vom Busche. Im Laufe des Jahres 1518 begann Schöffer, ebenfalls in Worms Drucke herzustellen, wohin er bis 1520 ganz übersiedelte.

Mit insgesamt 90 in der Wormser Offizin von Schöffer nachweisbar gedruckten Werken ist dieser Tätigkeitsabschnitt der gewichtigste in seiner Produktion. Zu den herausragenden Leistungen gehören dort die von →Hans Denck und →Ludwig Hätzer vorgelegte erste deutsche Übersetzung der alttestamentlichen Propheten (1527) und die erste kombinierte deutsche Vollbibel (1529). Dennoch geben sich nur 24 % dieser Drucke durch Firmierung als Erzeugnisse seiner Presse zu erkennen. Die Bandbreite der abgedeckten Rubriken ist groß und entspricht der anderer mit ihm vergleichbarer Drucker, dennoch weist sein Wormser Schaffensprofil eine eher geringe Anzahl von Lutherdrucken und ab 1527 eine vergleichbar hohe Anzahl täuferischer Schriften aus. Unter diesen unfirmierten Erzeugnissen finden sich Nach- und Neudrucke von Schriften Dencks, die für die Bewegung wichtige Brüderliche Vereinigung etlicher Kinder Gottes mitsamt dem Abschiedsbrief von →Michael Sattler an die Gemeinde in Horb und der Plakatdruck, mit dem der Wormser Prediger Jakob Kautz Thesen für eine öffentliche Disputation mit den lutherischen Predigern der Stadt zur Einführung täuferischer Grundlagen im Wormser Kirchenleben verbreitete (→Worms). Obwohl Schöffer für die Täuferbewegung gearbeitet hat, blieb diese Druckertätigkeit im Verborgenen. Das ab Mitte 1527 entschiedene Vorgehen der Obrigkeiten gegen die lokale Wormser Täufergemeinschaft hatte für sein Unternehmen keine gravierenden Folgen. Einblick in Schöffers religiöse Sympathien gibt sein Vorwort zu einer von Hätzer angefertigten Überarbeitung der Theologia Deutsch (1528).

Aus Worms, wo Schöffers Frau Katharina starb, siedelte er gegen Ende des Jahres 1529 nach Straßburg über. Im Dezember dieses Jahres erwarb er durch Heirat mit der Straßburger Kürschnerwitwe Anna Pfintzer das Bürgerrecht und betätigte sich fortan dort als Drucker. Anfangs (1530/31) in Gemeinschaft mit seinem bisherigen Wormser Mitarbeiter Johannes Schwintzer, dann alleine und ab 1534 auch in Verbindung mit dem Straßburger Drucker und Musiker Matthias Apiarius. Drucke für Anhänger der Täuferbewegung sind aus dieser Straßburger Tätigkeitsphase Schöffers bisher nicht belegt. Gegen Ende 1539 zog es ihn nach Basel, und 1541 über die Alpen nach Venedig. Dort druckte er nicht für längere Zeit, sondern kehrte 1542/43 wieder nach Basel zurück. Ende 1543 (oder Anfang 1544) verstarb seine zweite Frau; mit seiner dritten Ehefrau, Elsbeth Karzer, lebte er in Basel bis zu seinem Tod Anfang 1547.

Literatur

F. W. E. Roth, Die Mainzer Buchdruckerfamilie Schöffer während des XVI. Jahrhunderts und deren Erzeugnisse zu Mainz, Worms, Strassburg und Venedig, Leipzig 1892, 113–158. - Gustav Mori, Peter Schöffer der Jüngere, in: Altmeister der Druckschrift, Frankfurt 1940, 81–88. - Josef Benzing, Peter der Schöffer d.J. zu Worms und seine Drucke (1518 – 1529), in: Der Wormsgau 5, 1961/1962, 108–118. - Ders., Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im Deutschen Sprachgebiet, 2. Aufl., Wiesbaden 1982, 315 (Mainz), 510 (Worms) und 443 (Straßburg), dazu auch: Christoph Reske, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing, Wiesbaden 2007, 591 (Mainz), 1019 f. (Worms), 882 f. (Straßburg). - Sabine Todt, >Vnd das es ist die warheyt blosz< – Wissensdiskurs in der frühen Reformation. Der Drucker Peter Schöffer und die Täufer in Worms, in: Mennonitische Geschichtsblätter2005, 21–47. - Alejandro Zorzin, Peter Schöffer d. J. und die Täufer [mit einem Verzeichnis der Drucke Peter Schöffers d.J. (1510/11–1542)], in: Ulman Weiß (Hg.) Buchwesen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Festschrift für Helmut Claus zum 75. Geburtstag, Ependorf/ Neckar 2008, 179–213.

Alejandro Zorzin

 
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