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Goertz, Adalbert

geb. am 3. Dezember 1928 in Langenau, Kr. Rosenberg, Westpreußen, gest. am 7. Mai 2011 in Colorado Springs, Colorado, USA; Physiker und Familienforscher.

Seine Eltern waren Paul Gerhard Goertz (1887–1945) und seine Mutter Margarete Goertz, geb. Schukat. Die Kindheit verbrachte Adalbert Goertz auf dem von seinen Eltern nach der Weltwirtschaftskrise erworbenen Rittergut Powarben bei Königsberg (Samland). Im Zweiten Weltkrieg verlor er seinen Vater und drei Brüder, seine Mutter starb 1996 in Thunderbay, Ontario, Kanada.

Von 1939 bis 1944 besuchte er das Friedrichs-Kollegium in Königsberg und wurde 1943 von Pfarrer Lic. Emil Händiges in der Mennonitengemeinde Elbing getauft. Er erlebte die schweren Bombenangriffe auf Königsberg im Sommer 1944 und wurde im Juli desselben Jahres als Flakhelfer an die Heimatfront eingezogen. Ende Februar 1945 wurde er per Schiff über Gotenhafen und Swinemünde nach Westdeutschland evakuiert. Von 1948 bis 1950 setzte er die Ausbildung an einer Oberschule in St. Peter-Ording fort, legte dort das Abitur ab und nahm als vom →Mennonite Central Committee betreuter Austauschstudent sein Studium am Upland College, in Upland, Kalifornien, auf, einem College der Brethren in Christ. Seit 1951 studierte er Physik an der Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt und legte dort die Diplomprüfung 1958 mit Erfolg ab. In demselben Jahr heiratete er am 8. August die aus Danzig gebürtige Bärbel Kittler in der Mennonitenkirche Neuwied-Torney und arbeitete in den Forschungslabors des Philips Konzerns in Aachen und Eindhoven. Mit zwei Kindern wanderte die Familie 1960 nach Boulder, Colorado, aus, wo Adalbert Goertz eine Anstellung am U. S. National Bureau of Standards erhielt und 1968 an der Universität von Colorado zum Ph. D. in Physik promoviert wurde. Danach zog er nach Waynesboro, Pennsylvania, und unterrichtete an der Pennsylvania State University (Mont Alto) und an verschiedenen anderen Colleges als Physiker und Mathematiker, gelegentlich auch an der University of South Florida und an der westindischen Universität in Jamaica. Im November 1997 kehrte die Familie nach Colorado zurück und schloss sich in Colorado Springs der Mennonitengemeinde Beth-El an.

Unter den Mennoniten ist Adalbert Goertz als langjähriger Familienforscher bekannt (→Genealogie), der vor allem genealogische Nachforschungen zu den Mennoniten an der Weichsel (→Westpreußen) betrieb und im Westpreußischen Geschlechterbuch 1964 die Stammfolge Goertz veröffentlichte. Gemeinsam mit anderen verfasste er den Genealogical Guide to East and West Prussia (Ost- und Westpreußen): Records, Sources, Publications, and Events, erw. Ausgabe 2003 und 2004. Er hat zahlreiche Artikel in der Altpreußischen Geschlechterkunde, im Archiv Ostdeutscher Familienforscher, in den Mennonitischen Geschichtsblättern, Mennonite Quarterly Review, Mennonite Famliy History und in der Ostdeutschen Familienkunde veröffentlicht. In den letzten Jahren hat er Listen und genealogisches Informationsmaterial in mennonitegenealogy.com online setzen lassen, sich um die Erweiterung von Findagrave gekümmert und eine ausgedehnte Korrespondenz mit Familienforschern unterhalten. Wegen seiner exakten genealogischen Nachforschungen wurde er weithin geschätzt. Ihm ging es nicht nur um die genealogischen Daten im engeren Sinn, sondern auch um die familiäre, gemeindliche und soziale Umgebung der Mennoniten, die er in seine genealogischen Nachforschungen mit einbezog. So veröffentlichte er in den Mennonitischen Geschichtsblättern beispielsweise Informationen über westpreußische Mennonitenhöfe um 1900, ein mennonitisches Predigerverzeichnis aus dem Jahr 1787, Ausführungen zur Herkunft der Mennoniten in Deutsch-Wymyschle und familiengeschichtliche Quellen der Mennoniten Altpreußens. Eine Sammlung seiner Veröffentlichungen befindet sich in Mennonite Library and Archives, North Newton, Kansas, USA.

Bibliografie (Auswahl)

Stammfolge Goertz, in: Deutsches Geschlechter Buch (Westpreußen), 1964. - Gemeinsam mit Edward R. Brandt, Genealogical Guide to East and West Prussia (Ost- und Westpreußen): Records, Sources, Publications, and Events, Neustadt/Aisch 1984 und Minneapolis, IN, 2002, erweiterte Ausgaben 2003 und 2004.

Aufsätze u. a. : Westpreußische Mennonitenhöfe, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1959, 47–52. - Ein Predigerverzeichnis aus dem Jahre 1787, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1962, 42–50. - Mennonitische Familienkunde, in: Mennonitische Geschichtsblätter 1966, 59–61. - Zur Herkunft der Mennoniten in Deutsch-Wymyschle, in: Ostdeutsche Familienkunde 1973, 280–281. - Familiengeschichtliche Quellen zu den Mennoniten Altpreußens, in: Archiv für Sippenforschung 1962, 463–466. - Zur deutschen Familienkunde in Polen 1793–1806, in: Genealogie 2000, 378–380.

Bibliografie (bis 2001): http://www.mennonitegenealogy.com/prussia/biblio.htm

Nachruf: Hans-Jürgen Goertz, Familienforscher Dr. Adalbert Goertz gestorben, in: Mennonitische Geschichtsblätter 2011, 234 f.

John D. Thiesen

 
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